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Westfalen-Blatt: Kommentar zum Fall Metzelder

Bielefeld (ots)

Die vielbeschworene Unschuldsvermutung - sie gelte, das war gestern immer wieder zu hören, auch für Christoph Metzelder. Natürlich tut sie das. Aber was ist sie wert? Tausende von Ermittlungsverfahren werden jedes Jahr eingeleitet und wieder eingestellt, ohne dass die Öffentlichkeit davon erfährt. Und oft genug wissen nicht einmal die ursprünglich Beschuldigten, dass sie für eine gewisse Zeit im Fokus der Staatsanwaltschaft gestanden haben. Sie führen ihr Leben weiter, als sei nichts gewesen. Und letztendlich war ja auch nichts. Diese Chance haben die meisten Prominenten in unserer Mediengesellschaft nicht. Sobald etwas durchsickert, gibt es kein Halten mehr. Das mag man beklagen, aber so ist es. Und natürlich gehen dann Geschäftspartner auf Distanz, wie jetzt die ARD. Vorverurteilen wollen sie zwar nicht. Aber was, wenn an den Vorwürfen etwas dran ist und sie an dem Beschuldigten festgehalten haben? Es ist nicht einfach. Für alle nicht und am wenigsten für Metzelder. Noch ist öffentlich viel zu wenig über den Fall bekannt, als dass sich irgendjemand ein Urteil erlauben sollte. Allerdings ist es bemerkenswert, dass die Staatsanwaltschaft Hamburg bekanntgab, weshalb sie gegen den Ex-Nationalspieler ermittelt, nämlich wegen des Verdachts der Verbreitung von Kinderpornographie. Andere Staatsanwaltschaften halten sich in solchen Fällen hinsichtlich des Tatvorwurfs bedeckt. Denn gerade Straftaten rund um Kinder sind in der Gesellschaft besonders geächtet, und bekanntgewordene Ermittlungen hinterlassen ein Kainsmal - ganz gleich, wie die Sache ausgeht. Die Fotos, die die Ermittler bisher zu Gesicht bekommen haben, werden schon eine gewisse Relevanz haben. Sonst traute sich die Staatsanwaltschaft vermutlich nicht öffentlich so weit in die gegnerische Hälfte. Aber ob sie von Metzelder stammen - das wissen wir noch nicht. Es macht die Einschätzung nicht einfacher, dass der Vizeweltmeister seit Dienstag zu all dem schweigt. Metzelder wird damit einem Rat seiner Anwälte folgen, der hinsichtlich der Ermittlungen sicherlich richtig ist. Die öffentlichen Wirkung seines Abtauchens allerdings ist desaströs. Allen Beteiligten ist deshalb nur zu wünschen, dass der Fall zügig geklärt wird. So oder so.

Pressekontakt:

Westfalen-Blatt
Dominik Rose
Telefon: 0521 585-261
d.rose@westfalen-blatt.de

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