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Zwei Drittel der 3.300 "Passivrauch-Toten" älter als 85
Entscheidungsgrundlagen für Rauchverbote in deutschen Gaststätten zweifelhaft

Mannheim (ots)

"Tabakrauch birgt gesundheitliche Risiken. Aber
der große Teil der Grundlagen politischer Entscheidungen für ein 
Rauchverbot in Gaststätten kann hinterfragt werden!" Diese Auffassung
vertrat Romano Grieshaber, Präventionsleiter der Berufsgenossenschaft
Nahrungsmittel und Gaststätten (BGN) und Professor für angewandte 
Prävention an der Universität Jena anlässlich des Symposiums 
"Tabakrauch am Arbeitsplatz" am 23. und 24. Oktober in Mannheim. 
Viele der angewandten statistischen Methoden, und damit die 
ermittelten Daten, seien zumindest diskussionswürdig.
Vor nationalen und internationalen Fachleuten bezog sich 
Grieshaber dabei sowohl auf die Zahl von 3.300 jährlichen Toten durch
Passivrauch (ETS) in Deutschland wie auch auf Aussagen, nach denen 
von Passivrauch größere Gesundheitsgefahren ausgingen als von 
Dieselruß. Grieshaber führte aus, genaueres Hinsehen zeige, dass bei 
den so oft zitierten 3.300 Toten zwei Drittel der untersuchten Fälle 
älter als 85 Jahre waren. Da sei es recht schwierig, allein 
Passivrauch als Todesursache anzunehmen.
In Deutschland gebe es im Vergleich zu anderen Beschäftigten keine
Hinweise auf ein erhöhtes Gesundheitsrisiko im Gaststättenbereich: 
nicht bei Lungenkarzinomen, nicht bei ischämischen Herzkrankheiten 
und auch nicht bei chronisch obstruktiven Lungenerkrankungen. In 
Irland seien die Todesfälle durch Herzerkrankungen bereits vor dem 
Rauchverbot rückläufig gewesen. Messungen, nachdem Dieselruß weniger 
gefährlich sein solle als der Rauch von Zigaretten hätten sich als 
unhaltbar erwiesen, weil mit falschen Messgeräten gearbeitet wurde. 
Kuriose Aspekte und offene Fragen, die offenbar niemand bisher 
bemerkt oder diskutiert habe.
Ähnliche Todeszahlen bei Depressionen und Passivrauch
"Bei Erforschung der Kausalitätsfragen müssen wir uns der 
vielfältigen variablen Rahmenbedingungen annehmen", so Grieshaber. 
Co-Faktoren, die als Vermittler oder als solche mit gleicher Wirkung 
in eine Erkrankung eingriffen, müssten beachtet werden und für die 
Analyse bekannt sein. So finde man bei Depressionen ähnliche 
Sterberaten wie als Folge aktiven Zigarettenkonsums. Grieshaber wies 
im Hinblick auf die Beschäftigten in der Gastronomie auf die 
besonderen sozioökologischen Rahmenbedingungen hin, wie sie allgemein
in der erwerbstätigen Bevölkerung nicht zu finden seien. Deutliche 
Unterschiede zu den Gruppen der Normalbevölkerung seien 
beispielsweise die Altersverteilung, die Vielfalt der vertretenen 
Nationalitäten, gastronomiespezifische Berufsbildungs- und 
Tätigkeitsvorgeschichten, Schulbildung und die Besonderheiten wie 
Samstags-, Sonntags-, Nacht- und Schichtarbeit. Wie aus einer im 
Rahmen des Symposiums vorgestellten Untersuchung des 
Umweltbundesamtes hervorgehe, seien diese sozioökologisch 
herausgearbeiteten Gruppen sehr starke Raucher und damit auch mit den
bisher schwerpunktmäßig angebotenen Anti-Raucherprogramm nicht 
anzugehen. Vielmehr werde in Kinder- und Jugendarztkreisen 
diskutiert, dass ein Verbot das Rauchen aus dem beruflichen Umfeld 
auch in das private verlagere, mit dem Ergebnis einer Höherbelastung 
der Kinder durch Passivrauch.

Pressekontakt:

Dr. Matthias Dürschlag
BG Nahrungsmittel und Gaststätten
0621 4456 1277
matthias.duerschlag@bgn.de

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