VAUNET - Verband Privater Medien
VAUNET warnt vor falschen Weichenstellungen für DAB+ im Telekommunikationsgesetz: Sendervielfalt und Radioreichweiten gefährdet
Berlin (ots)
- Regelungen zur Interoperabilität müssen tatsächliche Hörernutzung berücksichtigen - Beispiel Norwegen zeigt dramatische Reichweitenverluste der Gattung Radio nach Zwangsumschaltung
Der VAUNET - Verband Privater Medien warnt vor falschen Weichstellungen für DAB+ im Telekommunikationsgesetz und teilte die aktuellen Einordnungen der Co-Vorsitzenden des Digitalradio Boards - der Bevollmächtigten des Landes Rheinland-Pfalz beim Bund und für Europa, für Medien und Digitales, Staatssekretärin Heike Raab - zu DAB+ nicht.
Sie hatte insbesondere die vermeintlichen Vorzüge von DAB+ gegenüber dem Internetradio und der UKW-Verbreitung und unter anderem Norwegen als Beispiel für eine gelungene Umstellung von UKW auf DAB+ herausgestellt.
Klaus Schunk, Vorsitzender des Fachbereichs Radio und Audiodienste im VAUNET und Geschäftsführer von Radio Regenbogen, sagte: "Es ist vollkommen richtig, dass wir die Weichen für die digitale Radiozukunft stellen müssen. Aber gerade die aktuelle Entwicklung in Norwegen zeige die fatalen Konsequenzen, wenn dies durch eine falsche politische Verordnung ohne Berücksichtigung der tatsächlichen Hörernutzung geschieht. Digitales Radio ist weit mehr als nur DAB+, die Hörer empfangen digitales Radio auch mobil über Apps oder über Webradioangebote, immer häufiger auch mit ihren Smartphones. Radio ist also schon längst Multichannel, DAB+ stellt keineswegs die alleinige digitale Zukunft dar, im Gegenteil: Die tatsächliche Nutzung konzentriert sich bereits auf andere Empfangswege. Deshalb müssen Regelungen zur Interoperabilität im Telekommunikationsgesetz auch alle Verbreitungswege einschließlich der Smartphonenutzung miteinbeziehen."
In Norwegen war im Juli 2018 die Zahl der Radiohörer so gering wie seit Jahren nicht mehr. Nur 49,4 Prozent der Norweger hörten Radio. Zwischen 2014 und 2016 hatte der Höreranteil für die Radioprogramme noch zwischen 69,8 und 67,6 Prozent gelegen. Insbesondere die Radioprogramme des norwegischen öffentlich-rechtlichen Rundfunks verloren etliche Nutzer. Die Zahl der Hörer sank mit 1,47 Millionen erstmals seit langem unter die 1,5 Millionen-Schwelle. Der Höreranteil bei den fünf größten Radioprogrammen (NRK P1, NRK P2, NRK P3, P4 und Radio Norge) ist von Ende 2016 bis Anfang 2018 von 60,5 auf 43,6 Prozent gefallen. Am 11. Januar 2017 hatte Norwegen auf Grund gesetzlicher Vorgaben die UKW-Verbreitung der überregionalen Radioangebote eingestellt. Kritiker sehen im Ende UKW-Verbreitung einen der Hauptgründe für die gesunkene Radionutzung. In Norwegen ist daher eine Debatte entfacht, ob es zu einer Rückkehr zur landesweiten UKW-Versorgung kommen sollte.
Klaus Schunk: "Diese Entwicklung überrascht uns nicht, im Gegenteil. Sie zeigt, dass eine technologische Veränderung den Verbrauchern nicht politisch verordnet werden kann. Aus diesem Grund spricht VAUNET sich gegen ein politisch gesetztes Abschaltdatum für die UKW-Verbreitung aus, es funktioniert schlichtweg nicht. Ein Wechsel von UKW zu DAB+ macht nur Sinn, wenn die analoge Radionutzung tatsächlich auf unter 10 % abgesunken ist. Nur dann können die privaten Radios auch wirtschaftlich überleben, weil sie ansonsten auf ihre UKW-Reichweiten angewiesen sind. Das Ergebnis falscher Weichenstellungen wäre ein dramatischer Einbruch in der Vielfalt der Anbieter und Angebote und damit der Versorgung der Bevölkerung mit Informationen aus ihren Regionen."
Schunk kritisierte die ausschließlich technisch getriebene Diskussion zum Thema DAB+. Deutlich vernachlässigt wird die inhaltliche Komponente des Verfassungsguts Hörfunk. "Die Technik hat dem Content zu dienen!", so Schunk.
Die vollständige Position des VAUNET zur digitalen Radiomigration: http://ots.de/x6sDjU
Über VAUNET
VAUNET ist der Spitzenverband der privaten audiovisuellen Medien in Deutschland. Unter VAUNET - Verband Privater Medien e.V. firmiert seit dem 21. Mai 2018 der vormalige VPRT (Verband Privater Rundfunk und Telemedien) mit Sitz in Berlin und einem Büro in Brüssel. Zu den vielfältigen Geschäftsfeldern der rund 150 Mitglieder gehören TV-, Radio-, Web- und Streamingangebote. Die Verbandsarbeit richtet sich an der konvergenten Entwicklung der Märkte für audiovisuelle Medien aus und gestaltet auf nationaler wie europäischer Ebene die Rahmenbedingungen aktiv mit. Der Wirtschaftsverband hat zum Ziel, Akzeptanz für die politischen und wirtschaftlichen Anliegen der audiovisuellen Medien zu schaffen sowie die große gesellschaftspolitische und kulturelle Bedeutung der Branche im digitalen Zeitalter ins Bewusstsein zu rücken.
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