Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)
Mehr Hochwasserschutz, weniger Dünger: Umweltpreis-"Rückenwind" /Triebfeder für neue Öko-Projekte
Osnabrück (ots)
Fazit von Prof. Dr. Auernhammer, Dr. Franz Ehrnsperger und Dr. Wolfgang Feist ein Jahr nach der Auszeichnung durch die DBU
Professor Dr. Hermann Auernhammer, Dr. Franz Ehrnsperger und Dr. Wolfgang Feist sind sich einig: Der im Vorjahr verliehene Deutsche Umweltpreis der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) hat sie und ihre Mitarbeiter stark motiviert. Er hat den Öko-Themen, für die sie stehen, nachhaltig Auftrieb gegeben und sie in eine "wesentlich bessere Position" gebracht, wie es Prof. Dr. Auernhammer formuliert. Und: Neue, fruchtbare Zusammenarbeiten zeichnen sich ab. Im ökologischen Landbau zum Beispiel planen Auernhammer und Ehrnsperger ein erstes gemeinsames Großprojekt, bei dem neue ökologische Bearbeitungsmethoden landwirtschaftlicher Flächen erprobt werden sollen, die Bodenerosion vermeiden und Bodenverdichtung verringern sollen - und damit auch dem Hochwasserschutz dienen. Der Einsatz von Mineraldünger und chemisch-synthetischen Pestiziden müsste nämlich nach Ansicht von Dr. Ehrnsperger eigentlich mit stets steigenden Steuerbeträgen belastet werden, wie dies auch für den Einsatz von Kohle, Öl und Gas notwendig sei.
Das katastrophale Hochwasser unter anderem auch in Deutschland in diesem Sommer stelle für ihn "eine neue Herausforderung" dar, betont Auernhammer, Professor an der Technischen Universität München, Fachgebiet Technik im Pflanzenbau des Department für Biogene Rohstoffe und Technologie der Landnutzung und "Vater der Präzisions-Landwirtschaft", in einem DBU-Interview. Seine Methode, mithilfe moderner Satelliten-Technologie eine auf kleinste Standorte zugeschnittene Unkrautregulation und Düngung möglich zu machen, könne sehr wohl schnell eine Re- und Umorganisation in den hochwassergefährdeten landwirtschaftlich genutzten Rückzugsgebieten ermöglichen und dabei ökologische und ökonomische Komponenten einbeziehen.
Gemeinsam mit Dr. Ehrnsperger, dem Chef der Neumarkter Lammsbräu in Bayern und einem der bedeutendsten Pioniere des betrieblichen Umweltmanagements in Deutschland, sollten deshalb in einem Großprojekt größere landwirtschaftliche Flächen, die durch natürliche Gegebenheiten wie Wald, Bachläufe oder Höhenzüge eingegrenzt sind, nach ökologischen Grundsätzen bewirtschaftet werden. Auernhammer: "Die Grundstücksgrenzen der in dem betreffenden Gebiet vereinigten Grundstückseigentümer spielen bei der Bewirtschaftung keine Rolle. Die Erträge aus den Grundstücken werden über modernste Satelliten-Technik dem jeweiligen Grundstückeigentümer direkt zugerechnet."
Vorteile dieser Art der Bewirtschaftung seien sowohl ökologisch wie ökonomisch, betonen Auernhammer und Ehrnsperger. Durch die zusammengefassten größeren Flächen verminderten sich die Anfahrtswege, durch die Vermeidung von Rangierverkehr auf kleinen Grundstücksflächen die Bodenverdichtung und der Treibstoffverbrauch. Die Fruchtfolge könne den natürlichen Bodenbeschaffenheiten ideal angepasst werden. Durch ökologisch optimale Anordnung der einzelnen Anbaufelder könne erhebliche Bodenerosion vermieden werden. Die Bearbeitungszeit für die Landwirte vermindere sich beträchtlich. Das Ergebnis sei eine deutliche Steigerung der Wirtschaftlichkeit im ökologischen Anbau, ohne dazu Agrochemie verwenden zu müssen. Durch Verringerung der Bodenverdichtung, weitgehende Vermeidung von Erosion, geringere Außengrenzen (Vermeidung von Spritzmittel-Abtrift benachbarter Intensiv-Landwirte) und erhebliche Verringerung des Treibstoff-Einsatzes würden auch wesentliche ökologische Vorteile verwirklicht.
Eine "unbestechliche Arbeit an der Umsetzung verfügbarer Konzepte zum nachhaltigen Wirtschaften" - das fordert auch Dr. Feist, Chef des von ihm selbst gegründeten Passivhaus-Instituts (PHI) in Darmstadt. Zwar hält er wenig davon, notfalls durch gesetzliche Bestimmungen im Interesse des Klimaschutzes ökologische Standards in der Baubranche durchzudrücken, obwohl in Deutschland die privaten Haushalte 28 Prozent der Gesamtenergie verbrauchen, wovon wiederum die Raumwärme mit 76 Prozent den Löwenanteil ausmacht. Vielmehr setzt er darauf, Menschen für den ökologischen Weg überzeugen und gewinnen zu können. Feist: "Allerdings könnte die Politik innovativen Unternehmen etwas mehr Rückenwind geben, hinderliche bürokratische Hemmnisse abbauen und vor allem im Bereich der baulichen Modernisierung ein Anreizprogramm auflegen."
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