Kölnische Rundschau: zum Kita-Besuch
Köln (ots)
Gerade jene Kinder, für die der Kindergarten am wichtigsten wäre, werden von ihren Eltern nicht dorthin geschickt: Das wird dank der Bertelsmann-Stiftung in Zahlen fassbar. Kinder mit Migrationshintergrund besuchen in fast allen alten Ländern viel seltener einen Kindergarten als rein deutschstämmige Altersgenossen. In Bayern und Bremen geht jedes vierte Kind mit mindestens einem ausländischen Elternteil nicht zur Kita, in Schleswig-Holstein jedes dritte. Welche Probleme das bei der Sprachentwicklung und bei der sozialen Integration zur Folge haben kann, das liegt auf der Hand. Und entsprechend nahe liegt der Ruf nach staatlichen Eingriffen. Wirklich überzeugen können diese Vorschläge aber nicht: Die Konsequenzen einer Kindergartenpflicht etwa hat noch niemand wirklich durchdacht, sie wäre ein massiver Eingriff in Elternrechte. Von einer allgemeinen Gebührenbefreiung profitieren in erster Linie Gutverdiener. Eher würden gezielte Befreiungen für sozial Schwache zum Ziel führen, wie es sie in Köln längst gibt. Ehe man also nach staatlichen Aktionen ruft, sollte man die Situation genauer unter die Lupe nehmen. Einen "Migrationshintergrund" besitzt die Tochter eines persischen Chefarztes genauso wie die Kinder einer von Hartz IV lebenden arabischen Großfamilie. Welche Kinder aus welchen Schichten sind betroffen und warum? Welche Rolle spielt Geldnot? Werden in einigen Familien vielleicht staatliche Leistungen zweckentfremdet, so dass kein Geld fürs Mittagessen in der Kita bleibt? Wie wichtig sind kulturelle Vorbehalte, etwa die Furcht vor einem rituell unreinen Essen, oder schlichte Schwellenangst? Wer wissen will, was der Staat da tun kann, dem könnte eine Bildungsreise nach Stuttgart helfen. In Baden-Württemberg schicken Migranten ihre Kinder laut Studie praktisch genauso oft in die Kita wie rein deutsche Familien. Folge, wie die Stiftung hervorhebt, einer konsequenten Integrationspolitik, die den Familien auch die Bedeutung frühkindlicher Bildung nahe bringt. Da ließe sich einiges lernen.
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