Eröffnung der Weltausstellung EXPO2000
"Menschenrechte - eine Investition in die Zukunft"
Bonn/Hannover (ots)
- Sperrfrist: Mittwoch, 31. Mai 2000, 0.01 Uhr MESZ -
amnesty international ruft auf der Weltausstellung EXPO2000 zu konkretem Einsatz für die Menschenrechte auf / urgent-action-Station im Themenpark / Wissenschaftliche Kooperation im Ausstellungsbereich "Mensch" / Mahnwachen und Protestaktionen anlässlich der Nationentage
Anlässlich der Eröffnung der Weltausstellung EXPO2000 in Hannover ruft amnesty international alle Besucher zum Einsatz für die Menschenrechte auf. Dazu wurden im Themenpark in Halle 7 drei Fax-Stationen aufgebaut, an denen sich die Besucher mit Appellen für Opfer von Menschenrechtsverletzungen einsetzen können. "Wir haben die EXPO2000 als wissenschaftlicher Kooperationspartner des Ausstellungsbereiches ,Mensch' beraten", erläutert der EXPO-Beauftragte des Vorstandes von amnesty international, Uwe Kirchner. "amnesty international hat das inhaltliche Konzept für den Ausgangsbereich der Halle 7 entwickelt. Dort werden die Besucher nicht nur über Menschenrechte informiert, sie sollen auch selbst etwas tun können." Neben einer Präsentation der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte in zwölf Sprachen werden in diesem Ausstellungsbereich die Schicksale von Folteropfern in aller Welt dargestellt. Außerdem wird amnesty international regelmäßig aktuelle Menschenrechtsverletzungen in "Urgent Actions" (Eilaktionen) anprangern. Die Besucher haben die Möglichkeit, von den in der Ausstellung installierten Fax-Geräten aus Protestschreiben an die jeweils verantwortlichen Regierungen zu schicken.
"amnesty international betrachtet die EXPO als Chance. Auf der Weltausstellung sind fast alle Nationen anwesend, Hunderttausende Besucher werden kommen, um ihre Präsentationen zu sehen. Diese Öffentlichkeit wollen wir nutzen, um auf die Notwendigkeit von Engagement für die Menschenrechte aufmerksam zu machen", sagt Barbara Lochbihler, Generalsekretärin der deutschen ai-Sektion. "Das Interesse der Nationen ist es, sich als exotische Reiseziele oder lukrative Wirtschaftsstandorte darzustellen. Auf Menschenrechtsverletzungen werden sie wohl kaum hinweisen - zumal diese von den Regierungen zu verantworten sind. Hier sehen wir uns als Menschenrechtsorganisation in der Pflicht, ergänzende Informationen zu liefern. Wir dürfen nicht zulassen, dass Nationen und Regierungsvertreter unkritisch gefeiert werden, während in ihren Heimatländern Menschen inhaftiert, gefoltert oder hingerichtet werden."
Weil der brasilianische Präsident Fernando Cardoso als einziger ausländischer Ehrengast bei der feierlichen Eröffnung der Weltausstellung sprechen wird, dokumentiert Barbara Lochbihler: "Allein zwischen Januar und März dieses Jahres wurden im Bundesstaat Sao Paulo 200 Menschen von Polizisten getötet - angeblich, weil sie sich der Festnahme widersetzten. Nach unseren Informationen handelt es sich in vielen Fällen um staatlichen Mord. Solche Todesfälle werden fast nie unabhängig untersucht. Wir erwarten von den deutschen Gastgebern, dass dies gegenüber dem Gast aus Brasilien deutlich angesprochen wird." Die Generalsekretärin erinnert auch an die katastrophalen baulichen und hygienischen Bedingungen in den restlos überfüllten Haftanstalten Brasiliens. Dort sind Folter und Misshandlung an der Tagesordnung.
amnesty international wird während der Weltausstellung auch an diversen Diskussionsveranstaltungen teilnehmen - beispielsweise am "Global Dialogue" und beim "Treffpunkt Weltkirche". Aktionen in der Innenstadt von Hannover begleiten die offizielle Ausstellung ebenfalls. Wichtigster Anknüpfungspunkt hierfür sind die Nationentage, an denen einzelne Länder im Mittelpunkt stehen. "Wir werden an den Tagen die Aufmerksamkeit auf die Menschenrechtsverletzungen in diesen Ländern richten", sagt Uwe Kirchner. Die Veranstaltungsplanung von ai während der EXPO2000 umfasst zahlreiche Faxaktionen im Zentrum von Hannover, über 20 Informationsveranstaltungen sowie Ausstellungen, Demonstrationen und Mahnwachen. Dabei wird die Menschenrechtsorganisation insbesondere auf die Situation in Bolivien, Brasilien, China, Indien, Indonesien, Mexiko, Nigeria, Ruanda, Russland, Südafrika, Tschad, der Türkei, den USA, Usbekistan, Weißrussland sowie der Europäischen Union aufmerksam machen. In Kooperation mit anderen Organisationen wird sich amnesty international an zwei Großveranstaltungen beteiligen: Am 26. August wird im Rahmen des Time-Wrap Festivals III in der Jugendstadt "Jam City" am Maschsee eine Talkshow zur Zukunft der Menschenrechte stattfinden. Am 2. September plant amnesty international gemeinsam mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund ein Pop-Konzert in der Preussag-Arena. Das aktuelle Programm der ai-Aktivitäten ist im Internet unter www.amnesty.de/expo zu finden.
"Menschenrechte - eine Investition in die Zukunft", lautet das Motto für die ai-Aktivitäten zur Weltausstellung. Ein Themenschwerpunkt der Arbeit von amnesty international auf und während der EXPO2000 wird das Verhältnis von Wirtschaft und Menschenrechten sein. "In der globalisierten Welt sind nicht mehr nur Regierungen, sondern auch internationale Wirtschaftsunternehmen in der Pflicht, die Menschenrechte zu achten und zu fördern", erklärt Barbara Lochbihler. Als Beispiele für Konflikte nennt die Generalsekretärin den internationalen Transfer von Waffen an menschenrechtsverletzende Staaten, die existenzielle Bedrohung von Fischern, Landarbeitern und ganzen Dörfern in Indien durch gigantische Staudammprojekte sowie die geplante Pipeline zwischen Ölquellen im Tschad und einer Hafenstadt in Kamerun. In den beiden afrikanischen Ländern müssen Menschenrechtler, Journalisten und oppositionelle Politiker, die das Erdölprojekt kritisieren, mit Verfolgung und Inhaftierung nach unfairen Verfahren rechnen.
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