Maria-Johanna Schaecher: Verunsicherung an der Bar
Agravis-Topmanagerin über Frauen im Agribusiness und den ehrlichen Umgang mit männlichen Ritualen
Main (ots)
"Sehr gute Leistung alleine reicht nicht aus, um Karriere zu machen. Frau wird nicht 'entdeckt', sondern muss über ihren eigenen Schatten springen." Die eigene Leistung selbst aktiv herausstellen, das ist eine Voraussetzung für erfolgreiche Karrieren von Frauen, so die Erfahrung von Maria-Johanna Schaecher (52). Sie ist die erste Frau im Vorstand der Agravis Raiffeisen AG. Davor war sie bei Bosch, Boston Consulting, Friesland-Campina, Johnson & Johnson Medical.
Der Vorstoß von Frauen in die männlich geprägten Führungsriegen führe dort noch immer zu Verunsicherung, berichtete Schaecher bei einem Treffen des Netzwerks "Women in Agribusiness - WIA", veranstaltet von der "agrarzeitung" (dfv Mediengruppe). Am besten sei dann, offen mit den männliche Kollegen zu kommunizieren. Wenn die, wie üblich nach wichtigen Terminen, den Abend rituell an der Bar beenen wollten, dann sage sie vorher, dass sie sich nur für den ersten Drink dazugesellen werde, danach aber den Tag lieber ruhig ausklingen lassen wollte.
Ihre Meinung über Frauenquoten für Führungspositionen hat Schaecher geändert. Früher sei sie dagegen gewesen, erzählt sie. Doch beim US-Konzern Johnson & Johnson habe sie die Erfahrung gemacht, positiv sich dort Zielvorgaben für die Beförderung von Frauen auswirkten. Die hat sie deshalb auch bei Agravis eingeführt. Nach anfänglicher Skepsis höre sie dort inzwischen positive Rückmeldungen. Flexible Arbeitszeiten und die Digitalisierung ermöglichten heute auch Frauen mit Kindern ein zuverlässig hohes Leistungsniveau zu beweisen. Aber das sei nicht nur ein Frauenthema, sondern ein Generationenthema.
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