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BUND: Deutlich mehr Autobahnbrücken marode
Für Autobahnneubau rechnet Bundesverkehrsminister Wissing Brücken-Sanierungsbedarf schön

Berlin (ots)

  • Statt 4000 Autobahnbrücken über 11.000 Fernstraßenbrücken marode
  • Investitionen umschichten - Brückensperrungen vermeiden
  • Statt Neubau von Autobahnen und Bundesstraßen Bestand erhalten

Hinweis: Offener Presseraum für Nachfragen heute 10.00 Uhr. Weitere Informationen am Ende der Pressemitteilung.

Die Verkehrsinfrastruktur in Deutschland ist marode. In schlechtem Zustand sind bekanntlich insbesondere die Brücken hierzulande. Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) spricht in diesem Zusammenhang von 4000 Autobahnbrücken, die in den nächsten zehn Jahren saniert oder ersetzt werden müssen. Doch eine auf der Grundlage von Zahlen des Bundesverkehrsministeriums (BMDV) erstellte aktuelle Untersuchung des Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) zeigt, dass dies nur die Spitze des Eisbergs ist. Das Ministerium betrachtet nur einen Teil des Autobahnnetzes und rechnet die Zahlen schön, kritisiert der Verband. Die Anzahl der zu sanierenden oder gar zu ersetzenden Fernstraßenbrücken (Autobahnen und Bundesstraßen) ist fast drei Mal so hoch.

Olaf Bandt, Vorsitzender des BUND: "Bundesverkehrsminister Wissing muss sich beim Autobahnbau ehrlich machen. Es braucht jetzt dringend Investitionen in die kaputt gesparte Infrastruktur. Autobahnbau ist nicht nur klimaschädlich, er ist auch nicht finanzierbar. Hierzulande sind deutlich mehr Autobahnbrücken marode, als vom Ministerium öffentlich kommuniziert. Statt der erwähnten 4000 sind bei genauerer Betrachtung mehr als 8000 Brücken an Autobahnen und nochmal 3000 an Bundesstraßen sanierungsbedürftig oder müssen komplett ersetzt werden. Der Bundesverkehrsminister rechnet die Zahl der zu modernisierenden Brücken klein, auch um Geld für den Bau zusätzlicher Autobahnen und Bundesstraßen verwenden zu können. Dieser klimapolitische Irrweg muss ein Ende haben. Es gilt gerade mit Blick auf den nächsten Bundeshaushalt: Erhalt statt Neubau."

Aktuell beziehen sich die Sanierungs- und Finanzierungspläne lediglich auf knapp 7000 Kilometer des 13.155 Kilometer langen deutschen Autobahnnetzes. Diese 7000 Kilometer werden als "Brückenmodernisierungsnetz" definiert. Eine vom BMDV selbst vorgelegte Brückenbilanz zeigt, dass im gesamten Autobahnnetz 8083 Brücken nicht mehr ausreichend tragfähig sind. Über 3000 sanierungsbedürftige Brücken an Bundesstraßen müssen ebenfalls noch hinzugezählt werden.

Bandt: "Für die Sanierung und den Ersatz im viel zu klein dimensionierten 'Brückenmodernisierungsnetzes' bis 2032 fehlen, auch laut der Kritik des Bundesrechnungshofes von Anfang 2024, ausreichende Finanzmittel und Planungskapazitäten. Das Ministerium arbeitet mit ungedeckten Schecks. Die Berechnungen gehen an der Wirklichkeit auf den Straßen vorbei."

Verzicht auf Autobahnneubau für Brückenerhalt notwendig

Auswirkungen von Brückensperrungen, wie sie aktuell bei der Rahmedetalbrücke im Sauerland und den Beschränkungen für den Schwerverkehr auf anderen Brücken zu beobachten sind, müssen minimiert und möglichst vermieden werden. Der BUND fordert Vorrang für Brückensanierungen. Erhaltungsmaßnahmen, insbesondere die Modernisierung von Brücken, sind Aus- und Neubauinvestitionen bei Autobahnen vorzuziehen. Ersatzneubauten dürfen nicht mit Ausbaumaßnahmen für weitere Fahrspuren verknüpft werden.

Bandt: "Bei der Verkehrsinfrastrukturplanung muss endlich Schluss mit Pseudo-Priorisierungen sein: Statt klimaschädlicher Neubauprojekte braucht es ein funktionierendes Straßennetz. Ertüchtigung der Schiene und Investitionen in den ÖPNV müssen absoluten Vorrang haben. Bei Autobahnen und Bundesstraßen müssen Erhalt des Bestandsnetzes und Brücken-Sanierung zuerst angegangen werden. Straßenneubauprojekte müssen auf auf Eis gelegt werden." '

Hintergrund:

Seit Ende der 1970er Jahre war in Fachkreisen klar, dass die Lebensdauer der in den 1960er bis in die 1980er Jahre errichteten Autobahnbrücken 50 bis maximal 70 Jahre beträgt. Trotzdem wurden grundlegende Sanierungen seit den 1990er Jahren zwar immer wieder angekündigt, jedoch nicht im erforderlichen Maße umgesetzt. Die dringenden Appelle von vier Expertenkommissionen seit 2002, die Mittel für den Erhalt drastisch zu erhöhen, wurden von den jeweils politisch Verantwortlichen ignoriert.

Die Ankündigung des "Brückenmodernisierungsprogramm" des BMDV, 4000 nicht mehr ausreichend tragfähige Autobahnbrücken innerhalb von zehn Jahren zu sanieren, suggeriert die Lösung des Problems. Das "Brückenmoderierungsnetz" umfasst aber nur 7000 von 11.000 km Autobahn und nur darauf bezieht sich die Zahl von 4000 Brücken. In der ebenfalls vom Bundesverkehrsministerium erstellten Brückenbilanz ist hingegen von von 8083 Autobahnbrücken und über 3000 sanierungsbedürftige Brücken an Bundesstraßen.

Die unten verlinkte BUND-Untersuchung zeigt im Detail, warum die Aussagen des Ministeriums hinterfragt werden müssen.

Redaktionshinweis (nicht zur Veröffentlichung):

Jens Hilgenberg, Leiter Mobilitätspolitik beim BUND, und Dr. Werner Reh, Autor der Studie und BUND-Infrastrukturexperte, stehen heute in der Zeit von 10.00 Uhr bis 11.00 Uhr für Nachfragen zu Verfügung.

Zugangsdaten: BUND-Pressestelle lädt Sie zu einem geplanten Zoom-Meeting ein.

Beitreten Meeting: https://us06web.zoom.us/j/86191578666

Meeting-ID: 861 9157 8666

Mehr Informationen:

Pressekontakt:

BUND-Pressestelle:
CvD | Sigrid Wolff | Daniel Jahn | Lara Dalbudak
Tel. 030-27586-109 | -497 | -531 | -425
E-Mail: presse@bund.net,
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