ZDF-Programmhinweis
Donnerstag, 27. Juni 2002, 21.15 Uhr
auslandsjournal mit Dietmar Ossenberg
Kenias Elefanten-Elf - Fußball-Therapie für dickhäutige Waisen
Mainz (ots)
Yatta kickt den Ball zu Maluti, Maluti nimmt den Rüssel zu Hilfe und spielt den Ball zurück. Ob's ein Tor wird, das spielt hier keine Rolle. Quirlig und tollpatschig toben drei Riesenbabys über den lehmigen Platz mitten im Busch - Alltag im Elefantenwaisenhaus in Kenia. Die kleinen Dickhäuter spielen Fußball, die allzu großen Ohren wedeln munter hin und her - ein gutes Zeichen, denn erst wenn sie wieder unbeschwert spielen, sind sie über den Berg und werden überleben.
"Wir versuchen zu ersetzen, was sie in der Wildnis hatten. Sie sind wie Menschenbabys und brauchen viel Abwechslung und Liebe," erklärt Daphne Sheldrick. In Kenia nennt man sie die "Mutter der Elefanten". In der Nähe von Nairobi betreibt sie ein Waisenhaus für die kleinen Dickhäuter. Die meisten kommen mit einem schrecklichen Trauma zu ihr: Sie mussten mit ansehen, wie ihre Mütter grausam abgeschlachtet wurden. Wilderern ist jedes Mittel recht, um an das begehrte Elfenbein zu kommen. Vor allem in den siebziger und achtziger Jahren wurden die Elefanten gejagt - bis zum offiziellen Verbot des Elfenbeinhandels 1989. Auch wenn das Geschäft mit dem weißen Gold illegal weiterlief, konnten sich die Elefantenbestände weitgehend erholen. Doch jetzt planen mehrere afrikanische Staaten, das Verkaufsverbot für Elfenbein zu lockern, um ihre seit Jahren eingelagerten Altbestände zu verkaufen. Das würde auch Wilderern das Geschäft wieder erleichtern. Daphne Sheldrick fürchtet schon jetzt, dass dann wieder viel mehr Elefantenbabys in ihr Waisenhaus eingeliefert werden.
Wenn eine Elefantengruppe angegriffen und eine Mutterkuh getötet wird, sind die meisten Babys nicht schnell genug, um mit der in Panik davon stürmenden Herde mitzuhalten. Sie bleiben bei der toten Mutter zurück und sterben innerhalb weniger Tage - es sei denn, ein Wildhüter findet das verwaiste Jungtier. Doch auch wenn ein Elefantenbaby ins Waisenhaus eingeliefert wird, ist der Kampf um sein Leben noch lange nicht gewonnen. Eine Milch zu mixen, die die der Elefantenmutter ersetzen kann, ist nur eine Herausforderung von vielen. Die verstörten Babys brauchen vor allem emotionale Unterstützung, daher kümmern sich gleich zwei Pfleger gemeinsam um ein Tier. Zärtlich schmiegen sich die Kleinen bei der Fütterung an ihre Ersatzeltern. Auch nachts werden sie nicht allein gelassen. Während draußen die Löwen brüllen, liegen die Pfleger bei ihren Zöglingen in der Box und geben ihnen Nest- und Körperwärme. So geht das zwei Jahre lang, erst dann sind die Kleinen stark genug, um in eine wilde Herde zurückzukehren.
ZDF-Korrespondent Walter Heinz hat sich für das "auslandsjournal" in der ungewöhnlichen Kinderstube von Kenias Elefanten-Kickern umgeschaut.
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