ZDF-Pressemitteilung
ZDF-Politbarometer 2 im Februar 2003
Mehrheit steht hinter der Irak-Politik der Regierung
Keine Zugewinne für Bundeskanzler Schröder
SPD weiter im Tief
Mainz (ots)
Die zweite Politbarometer-Befragung im Februar zeigt, dass die Frage von Krieg und Frieden für die Menschen in der Bundesrepublik immer stärker in den Vordergrund tritt. Vor zwei Wochen nannten 20 Prozent dies als das wichtigste Problem, jetzt sind es 45 Prozent. Zwei Drittel (67 Prozent) aller Deutschen erwarten, dass es zum Krieg kommt. Sollte es aufgrund einer UN-Resolution zu einer Militäraktion der USA im Irak kommen, so lehnt noch immer eine Mehrheit von 50 Prozent jegliche Beteiligung Deutschlands ab (Februar I: 53 Prozent), 33 Prozent sprechen sich für eine Unterstützung mit Material und Geld aus (Februar I: 32 Prozent) und 14 Prozent für eine Beteiligung mit deutschen Soldaten (Februar I: 13 Prozent). Die frühe Festlegung Schröders, im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen nicht für einen Irak-Krieg zu stimmen, war nach Ansicht von 61 Prozent aller Wahlberechtigten richtig, 36 Prozent finden diese frühe Festlegung nicht richtig. 63 Prozent aller Deutschen können sich vorstellen, an Friedensdemonstrationen, wie sie am letzten Wochenende stattgefunden haben, teilzunehmen.
Die Beziehungen zwischen Deutschland und den USA haben sich nach Ansicht der Befragten des ZDF-Politbarometers deutlich verschlechtert. Inzwischen meint eine Mehrheit von 65 Prozent, dass die Beziehungen schlecht seien; noch im Oktober waren es nur halb so viele (33 Prozent). Trotz dieser Verschlechterung der Beziehungen meint die Mehrheit der Bundesbürger (53 Prozent), dass die USA für Deutschland der wichtigere Partner im Vergleich zu Frankreich (39 Prozent) ist. Diese Zahlen sind nahezu unverändert im Vergleich zu den Umfragen der letzten drei Jahre.
Bei der Bewertung ausländischer Staats- bzw. Regierungschefs, die bei der Diskussion um einen möglichen Krieg im Irak eine zentrale Rolle einnehmen, wird Jacques Chirac mit 1,6 auf der +5/-5-Skala am besten bewertet, Vladimir Putin erreicht 1,1, Tony Blair minus 1,1 und George Bush minus 2,7. Ein so niedriger Wert wurde für einen wichtigen Politiker bisher noch nie erhoben.
Bei den zehn wichtigsten Politikern in Deutschland wirkt sich die Irak-Diskussion nur für Joschka Fischer und Peter Struck positiv aus, fast alle anderen verlieren erneut an Ansehen.
Joschka Fischer führt die Liste der Top-Ten mit 2,2 an, (Februar I: 1,9).
Auf Platz 2 Angela Merkel 0,8 (Februar I: 1,1), gefolgt von Wolfgang Clement 0,7 (Februar I: 0,8). Leicht verbessert Peter Struck 0,4 (Februar I: 0,2), Edmund Stoiber auf Platz fünf leicht verschlechtert 0,3 (Februar I: 0,4), ebenso Friedrich Merz 0,3 (Februar I: 0,4).). Auf Platz sieben ist jetzt Gerhard Schröder mit unverändert -0,5. Deutlich verschlechtert Guido Westerwelle -0,6 (Februar I: -0,3), leichte Verschlechterung für Hans Eichel -0,6 (Februar I: -0,5). Wieder am Schluss und nur wenig verändert Ulla Schmidt -0,8.
Bei der politischen Stimmung kann sich die SPD leicht aus ihrem historischen Tief des letzten Politbarometers (22 Prozent) heraus verbessern: 24 Prozent aller Wähler sprechen sich jetzt für sie aus, 55 Prozent tun das für die Unionsparteien (Februar I: 58 Prozent). Die Grünen verbessern sich leicht auf 11 Prozent, die FDP kommt wie zu Anfang des Monats auf 6 Prozent und die PDS ist leicht verschlechtert bei 2 Prozent (Februar I: 3 Prozent).
Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, kämen auch längerfristige Überzeugungen und Bindungen an die Parteien zur Geltung sowie möglicherweise auch taktische Überlegungen. Die Projektion ist gegenüber dem letzten Politbarometer vor zwei Wochen unverändert: SPD 30 Prozent, B'90/Grüne 9 Prozent, CDU/CSU 48 Prozent, FDP 6 Prozent, PDS 4 Prozent und andere Parteien 3 Prozent. Eine Koalition von Union und FDP hätte eine klare Mehrheit. Rot-Grün ist weiterhin deutlich von einer parlamentarischen Mehrheit entfernt. Beim Scheitern der PDS hätte die Union derzeit die absolute Mehrheit der Mandate.
Die Umfragen zum Politbarometer wurden von der Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der Zeit vom 17. bis 20. Februar 2003 unter 1267 zufällig ausgewählten Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Die Befragung ist repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in ganz Deutschland. Die Fehlertoleranz bei den großen Parteien beträgt 2,7 Prozentpunkte, bei den kleineren 1,4 Prozentpunkte.
Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 14. März 2003, nach dem "heute-journal".
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