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Zappelphilipp einfach ruhig gestellt?

Köln (ots)

"Zwei bis drei Prozent der Vorschulkinder und
Schulkinder leiden am Zappelphilipp-Syndrom", so Prof. Dr. Helmut
Remschmidt, Leiter der Kinder- und Jugendpsychiatrie der
Universitätsklinik Marburg. Auf dem diesjährigen
26. Interdisziplinären Forum der Bundesärztekammer informieren
Experten über neue Erkenntnisse in Diagnose und Therapie des
Hyperkinetischen Syndroms (ADHS). Etwa 20 Prozent der ADHS-kranken
Kinder leiden auch an einer Lese- und Rechtschreibschwäche
(Legasthenie). Und sogar 30 Prozent der Legastheniker weisen ein
Hyperkinetisches Syndrom auf. "Neue Erkenntnisse zeigen, dass bei
beiden Störungen sowohl genetische Faktoren als auch Fehlfunktionen
im Gehirnstoffwechsel eine Rolle spielen", sagte Remschmidt.
ADHS ist gekennzeichnet durch stark mangelnde
Konzentrationsfähigkeit, körperliche Überaktivität und
unkontrollierte Impulsivität. Doch ab wann ist kindliche Spontaneität
überschritten, wann Sprunghaftigkeit nicht länger nur eine
Entwicklungsphase? Nur schwer lassen sich die Grenzen ziehen. Eine
Beantwortung dieser Frage ist durch die sorgfältige Untersuchung der
Kinder möglich, die nicht nur eine standardisierte Befragung der
Eltern, sondern auch eine direkte Beobachtung des Kindes umfassen
sollte. So lässt sich vermeiden, dass Ärzte wie Eltern unter den
Verdacht geraten, unruhige Kinder einfach still halten wollen, wenn
sie ihnen Beruhigungsmittel verabreichen.
So genannte Psychostimulanzien wie Methylphenidate können den
kleinen Patienten helfen. Kinder- und Jugendpsychiater weisen jedoch
darauf hin, dass der Nutzen der Präparate von der Ausprägung der
Krankheit abhängt. Eine besondere Stellung nimmt die Kombination aus
psychotherapeutischer und medikamentöser Behandlung ein. "Kinder mit
ADHS, die ein ängstliches, sozial auffälliges Verhalten zeigen,
sollten sowohl verhaltenstherapeutisch, als auch mit Medikamenten
behandelt werden", rät Prof. Dr. Gerd Lehmkuhl von der Klinik und
Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des Kindes- und
Jugendalters der Universitätsklinik Köln. Hingegen sprächen Kinder
mit einer reinen Überaktivität besser auf die Arzneimitteltherapie
an. Die Experten warnen aber, Vorschulkinder unkontrolliert
medikamentös zu behandeln. Bei den 5- bis 7-Jährigen beobachten sie
häufiger Nebenwirkungen, wie Schlaflosigkeit, Appetitminderung,
Übelkeit und Kopfschmerzen. Elterntraining und Verhaltenstherapie
stehen in diesem Alter an erster Stelle. Nur wenn diese Maßnahmen
nicht ausreichen, sollte eine Therapie mit Psychopharmaka erwogen
werden.

Pressekontakt:

Pressestelle der deutschen Ärzteschaft
Tel.: 030 - 30 88 98 30

Original content of: Bundesärztekammer, transmitted by news aktuell

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