Patientenbehandlung wird planwirtschaftlich rasiert
Berlin (ots)
"Wir sind auf dem Weg in die Gesundheitswirtschaft. Die rasch fortschreitende Übernahme von Kliniken durch profitorientierte Betreiber zeigt deutlich, dass das Angebot an Krankenhausleistungen sich mehr und mehr am Renditekalkül der Investoren und nicht mehr am tatsächlichen Bedarf der Patienten ausrichtet", erklärte heute Bundesärztekammer-Präsident Prof. Dr. Jörg-Dietrich Hoppe anlässlich der MEDICA in Düsseldorf.
Patienten, deren Behandlung keinen Profit verspreche, würden bestenfalls noch in Schwerpunktkrankenhäuser verlegt. "Wir stehen vor der grotesken Situation, dass der Mangel als Wettbewerb verkauft wird, aber die Patientenbehandlung planwirtschaftlich rasiert wird", sagte Hoppe. Hinzu komme eine drastische Konzentration der Versorgung im stationären Bereich. Auf der einen Seite suchten immer mehr Patienten das Krankenhaus auf, andererseits drohe immer mehr Krankenhäusern das Aus. Nach Schätzungen von Experten müssten innerhalb der nächsten zehn Jahre bundesweit an die 200 Krankenhäuser schließen. Die letzte Gesundheitsreform habe hier keinen Ausweg gewiesen. "Ich frage mich, ob das wirklich richtig ist, in einer Gesellschaft des so genannten langen Lebens auf die bisherige flächendeckende Versorgung der Patienten zu verzichten", so der Ärztepräsident.
Die Medizin rücke in der Gesundheitspolitik mehr und mehr in den Hintergrund. Es gehe weniger um Qualitätsverbesserung, sondern um gesundheitspolitische Steuerung und Umverteilung. Bestes Beispiel dafür seien die Disease-Management-Programme der Krankenkassen. "Die Kopplung der Programme an den Finanzausgleich der Kassen entpuppt sich immer mehr als absolute Fehlsteuerung." Es würden Patienten in die DMPs aufgenommen, obwohl sie den Anforderungskriterien nicht entsprächen. "Das ist dann der schon sprichwörtlich gesunde Chroniker", kritisierte Hoppe.
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