Schröder: Kerneuropa ist möglich
Differenzen zu Fischer
Hamburg (ots)
In der Frage, wie sich die Europäische Union weiterentwickeln soll, hat Bundeskanzler Gerhard Schröder erstmals Differenzen zu Außenminister Joschka Fischer erkennen lassen. Ein Europa der zwei Geschwindigkeiten sei zwar "keine strategische Vorstellung", sagt Schröder der ZEIT. Die Herausbildung eines Kerneuropa sei aber die Konsequenz der bevorstehenden EU-Erweiterung, "wenn die Vertiefung nicht so erfolgt, wie sie notwendig ist - ganz einfach, weil es das geben muss". Schröder reagiert damit auf einen viel beachteten Positionswechsel Fischers, der sich jüngst von der Idee eines Kerneuropa verabschiedet hatte. Nur wenn die EU - einschließlich der Türkei - die notwendige Größe habe, könne sie den Herausforderungen der Globalisierung und des weltweiten Terrorismus gerecht werden, hatte Fischer argumentiert.
Schröder zeigt sich erleichtert, dass die Spannungen, die in der EU durch den Irak-Krieg aufgebrochen waren, überwunden seien. "Die Europäer begreifen, dass sie aufeinander angewiesen sind." Europa sei nicht nur ein Raum der Freiheit, der Sicherheit und des Rechts, sondern "auch ein Raum der gemeinsamen Bedrohung". Der Bundeskanzler räumt indirekt ein, dass auch Deutschland ein mögliches Ziel für Terroranschläge sein könne. Er sagt der ZEIT: "Wir haben auch nie behauptet, dass sich die Bedrohung beschränken würde auf diejenigen, die für den Krieg gegen den Irak waren."
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