BDU Bundesverband Deutscher Unternehmensberatungen
BDU: Nur Abschaffung von Gewerbe- und Vermögensteuer wird Konjunktur ankurbeln
Bonn/Berlin (ots)
Reduzierung der Körperschaftsteuer wenig geeignet - Gegenfinanzierung: Subventionen und steuerliche Missbräuche einschränken
Der Präsident des Bundesverband Deutscher Unternehmensberater BDU e.V., Rémi Redley, verspricht sich von einer Streichung der Gewerbe- und Vermögensteuer sowie einer mittelfristigen Rückführung des Solidaritätszuschlags größere wirtschaftspolitische Effekte als von einer Absenkung der Körperschaftsteuer. Zum einen werde die Fixierung der aktuellen Diskussion auf die Körperschaftsteuer den wirtschaftlichen Interessen vor allem von Personengesellschaften nicht gerecht. Gerade diese litten aber in höherem Maße an der Steuerlast als große Unternehmen, da sie nicht deren weitreichende Steuergestaltungsmöglichkeiten besäßen. Zum anderen entfiel damit endlich eine Steuerart, die europaweit fast einzigartig sei und ein unnötiges Investitionshindernis darstelle, betonte der BDU-Präsident heute in Berlin.
Redley: "Die faktische und psychologische Wirkung des direkten Wegfalls von zwei Steuern wird sich kraftvoller auswirken als die diskutierte moderate Senkung der Körperschaftsteuer." Denn mit einer derartigen Maßnahme würde fast die gesamte Wirtschaft erreicht und darüber hinaus durch die Rückführung des Solidaritätszuschlags auch die Bevölkerung. Die Veränderung sei damit wirtschaftspolitisch breiter als die jetzige Diskussion mit ihrer Beschränkung auf Kapitalgesellschaften.
Zudem werde vor allem mit einer Streichung der Gewerbesteuer endlich eine umfassende Reform der bundesstaatlichen Finanzverfassung erzwungen. Dies sei "sowieso die geeignetste steuer- und wirtschaftspolitische Maßnahme zur Stärkung der Attraktivität des Standorts Deutschland", so Redley. Beispielsweise sähen nach Angaben der Amerikanischen Handelskammer nur 17 Prozent der amerikanischen Unternehmen in Deutschland die Höhe der hiesigen Steuerbelastung als wichtigstes Standorthindernis an. 25 Prozent wünschten sich dagegen weitere Deregulierungen. "Die Abschaffung der Gewerbesteuer hätte diese radikale entbürokratisierende Entlastung zur Folge. Wir dürfen uns daher nicht nur auf die Diskussion über einzelne Prozentpunkte verlieren, sondern den großen Wurf wagen", fordert der BDU-Präsident.
Schwierig sei die Frage der Gegenfinanzierung, da sich das jährliche Volumen von Solidaritätszuschlag und Gewerbesteuer auf über 30 Milliarden Euro belaufe. Zur vollständigen Gegenfinanzierung müßten daher endlich alle Akteure - auch Gewerkschaften, Kommunen und die Wirtschaft - zur Aufgabe steuerlicher Vorzugsbehandlungen bereit sein. Denkbar wäre zum Beispiel die Besteuerung von Feiertagszuschlägen, die Steuerermäßigungen im Energiebereich, die Erhöhung des reduzierten Umsatzsteuersatzes auf acht Prozent, die Abschaffung der Eigenheimzulage und die Reduzierung des Freibetrags für Veräußerungsgewinne. Zudem gelte es, Missbrauchsgestaltungen - etwa im Erbschaftsteuerrecht - entschlossen anzugehen.
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