Der Tagesspiegel: Zentralrat der Muslime zur Anti-Terror-Demonstration: Man hat uns keine Chance gegeben
Berlin (ots)
Berlin - Unter Muslimorganisationen gibt es Ärger wegen der geplanten muslimischen Großdemonstration gegen Terror am Samstag in Köln. Der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Nadeem Elyas, sagte dem Berliner "Tagesspiegel" (Freitagsausgabe), er habe von dem Aufruf der Türkisch-islamischen Union der Anstalt für Religion (Ditib) erst aus der Presse erfahren": Man hat uns keine Chance gegeben, eigene Mitglieder zu mobilisieren", kritisierte Elyas. Auch hätten die Organisatoren "den Kirchen Redezeit gegeben, uns aber nicht". Der Zentralrat unterstütze die Demonstration dennoch im Grundsatz", versicherte Elyas. "Wir hindern niemanden an der Teilnahme." Auch andere Muslimgruppen werfen Ditib vor, als alleiniger Organisator des Aufmarsches anderen Gruppen keinen Spielraum gegeben zu haben. Das Verhältnis unter den muslimischen Dachverbänden gilt als gespannt, Kritikern ist Ditib zu laizistisch und zu stark am türkischen Staatsislam orientiert. Elyas sagte dem Tagesspiegel, trotz des Anschlags auf eine Moschee im baden-württembergischen Sinsheim glaube er nicht, dass es in Deutschland zu einer ähnlichen Welle von Gewalt" wie in den Niederlanden komme. Die Situation in dem Nachbarland sei anders, die Diskussion sei dortvielleicht nicht so offen und sachlich geführt worden wie in Deutschland". Um Gewalt vorzubeugen, forderte Elyas von den Muslimen mehr Offenheit und Gesprächsbereitschaft sowie deren Mitwirkung bei den Sicherheitsorganen". Die Gesellschaft müsse jedoch auch mehr Signale des Vertrauens" aussenden. Wenn Politiker dauernd vertrauenshemmende Maßnahmen beschließen, brauchen sie sich nicht wundern, wenn einzelne gewalttätig werden." Auch könne man nicht verlangen, dass Predigten in Moscheen auf Deutsch gehalten werden, wenn man gleichzeitig die Ausbildung hier verhindert". Die Zentralratsforderung nach theologischen Lehrstühlen für Muslime sei, von einer Ausnahme in Münster abgesehen, bislang nicht aufgegriffen worden. Den Vorschlag aus den Reihen der Grünen, einen muslimischen Feiertag einzuführen, nannte Elyas unüberlegt". Dies habe leider Anlass zur Polarisierung" gegeben. Bisher haben wir unsere Feste gut feiern können, und wir würden sie keinesfalls auf Kosten der anderen feiern wollen", sagte der Zentralratsvorsitzende.
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