Der Tagesspiegel: Neuer Chef der Leibniz-Gemeinschaft fordert stärkeren Bund für die Forschung/Der Einfluss der Länder müsse "zurückgedreht" werden
Berlin (ots)
Ernst Theodor Rietschel, der neue Präsident der Leibniz-Gemeinschaft, hält den Einfluss der Länder auf die 84 Institute der Organisation für zu groß. Dem Tagesspiegel sagte er im Interview: "Früher hat sich der Bund mehr an der Entwicklung der Leibniz-Institute beteiligt. Seine Vertreter waren stärker, kompetenter, freier als die des Landes. Inzwischen bestimmen die Länder, wo es lang geht. Das müssen wir zurückdrehen."
Den Rückzug des Bundes aus der Förderung des Hochschulbaus hält Rietschel für falsch: Die gesamte Forschung an den Hochschulen werde darunter leiden, was sich auch negativ auf die Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses in Deutschland auswirken werde.
Den Vorschlag der VW-Stiftung, die außeruniversitären Institute den Universitäten anzugliedern, um die Hochschulen zu stärken, lehnt Rietschel ab: "Das wäre das falscheste, was man tun kann." Die Probleme der Universitäten, Rietschel nannte "ihre komplexe Struktur, geprägt von Wechsel und Unruhe, von Gremien und Verwaltungsarbeit", seien so nicht zu lösen.
Statt dessen müssten die Hochschulen ständig auf ihre Qualität geprüft werden, um sie voranzubringen. Auf eine Evaluation müsse dann "heilsamer Druck erfolgen".
In der Wissenschaftsgemeinschaft Gottfried Wilhelm Leibniz (WGL) sind 84 Institute mit 13000 Mitarbeitern zusammengeschlossen. Die Institute werden in der Regel zur Hälfte vom Bund und den Ländern finanziert. Rietschel (64), Professor für Biochemie und Direktor am Forschungszentrum Borstel bei Hamburg, wurde im November zum Nachfolger von Hans-Olaf Henkel gewählt.
Das ganze Interview im Wortlaut stellen wir Ihnen auf Anfrage gerne zur Verfügung.
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