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Westfalenpost: Becks Aufschwung Die SPD vor ihrem Hamburger Parteitag

Hagen (ots)

Von Winfried Dolderer
Wollte man beckmesserisch sein, man könnte den Sozialdemokraten 
nachsagen, dass schon das Motto ihres Parteitages eine Flunkerei ist.
"Aufschwung für alle"? Es geht in Hamburg zuvörderst um den 
Aufschwung für einen: Kurt Beck, der bislang als SPD-Chef keine 
durchweg überzeugende Vorstellung abgeliefert hat, schwingt sich zum 
starken Mann auf, dem einzig verbleibenden, nachdem er das 
Herzensthema der sozialen Gerechtigkeit gekapert und seine Rivalen in
der SPD mattgesetzt hat.
 Ob daraus dann auch ein Aufschwung für die Partei wird, steht auf 
einem anderen Blatt. Das Problem der SPD ist ja keineswegs, ob sie 
einen starken Beck hat oder nicht. Ihr Problem ist, dass 
Reformpolitik für die "kleinen Leute" im Sinne der Verteilung des 
Überflusses, aus der sie in Zeiten florie-render Sozialstaatlichkeit 
ihren politischen Daseinszweck schöpfte, angesichts eines 
öffentlichen Schuldenstandes von anderthalb Billionen nicht mehr 
funktioniert. Die Münteferings und Steinbrücks in der SPD sehen das 
genauso. Sie haben in der Sache recht. Nur dass zu ihrem Unglück das 
in der Sache Richtige dem Gerechtigkeitsgefühl der eigenen Klientel 
schnurstracks zuwiderläuft. Das ist das Dilemma: Die Klientel 
desertiert zur Linkspartei.
 Sachpolitik gegen Gefühl also, ein Spagat, den auszuhalten es 
womöglich des Charismas eines Willy Brandt bedürfte. Beck hat sich, 
seinem Naturell und seiner intellektuellen Ausstattung gemäß, gegen 
den Spagat und fürs Gefühlige entschieden. Der Stimmungspolitiker 
wird in Hamburg gewiss in Ovationen baden dürfen. Ein starker Mann. 
Wenigstens in der SPD.

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