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Westfalenpost: Radikaler Realismus

Hagen (ots)

Grüne üben den Spagat
Von Lorenz Redicker
Um 40 Prozent wollen die Grünen den Ausstoß des Klimakillers CO2 
bis 2020 in Deutschland senken. Ist das die neue Radikalität, mit der
die Ökopartei ihre Umweltforderungen überschrieben hat? Nein, das ist
alte (Regierungs-)Politik - nicht nur unter Rot-Grün. Schon 1990 (!) 
hatte die Enquete-Kommission des Bundestages 40 Prozent CO2-Minderung
bis 2020 gefordert.
 Der Beschluss zur Umweltpolitik beim Parteitag in Köln ist 
bezeichnend. Sieben Jahre Regierungsbeteiligung haben Spuren bei den 
Grünen hinterlassen. Jetzt, in der Opposition, übt die Partei den 
Spagat zwischen Radikalität und Realität. Mit grüner 
Fundamentalopposition fürchtet man nicht nur Wähler zu verprellen, 
sondern auch Koalitionspartner. Und auch die Resonanz auf die eigenen
Beschlüsse in der Wirtschaft wird immer gleich mitbedacht.
 Natürlich ist Realismus ein guter Ratgeber in der Politik. Wirklich 
radikale Politik aber entsteht so nicht, auch die grüne Marke, der 
man doch in der Opposition ein klares Profil geben will, bleibt 
unscharf. Und das ist eines der Grundprobleme der Grünen: Ihre 
weichgekochte Realpolitik wirkt langweilig. Weil die kleinste 
Oppositionspartei im Bundestag zudem den Verlust ihres Volkstribuns 
und langjährigen heimlichen Vorsitzenden Joschka Fischer bislang 
nicht annähernd ersetzen konnte, fällt sie schnell durchs 
Aufmerksamkeitsraster der Medien. Für den erhofften Sprung auf Platz 
3 in der bundesdeutschen Parteienhierarchie eine schlechte 
Ausgangsposition.

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