Neues Deutschland: Zu Bahnstreik
Berlin (ots)
Am Freitag noch hatte es GDL-Chef Manfred Schell abgelehnt, sich mit der Bahnführung und den Konkurrenzgewerkschaften zu einem letzten Krisengipfel zu verabreden. Gestern nun verweigerte Bahnchef Hartmut Mehdorn ein neues Angebot. Es scheint, als hätten inzwischen selbst die Protagonisten genug vom Geplänkel - und wollten endlich loslegen. Wer nicht vom Streik betroffen ist, tut wohl am besten daran, sich zurückzulehnen und sich auf das Sommertheater zu freuen. Die Vorführung könnte spannend werden; denn was ansteht, ist nicht der übliche Streit um Lohnprozente und Öffnungsklauseln. Es ist ein grundsätzliches Duell zwischen zwei selbsterklärten harten Hunden. Schell macht's nicht ohne eigenen Vertrag; Mehdorn aber hat eben dies schon x-mal ausgeschlossen und sich mit der Nachverhandlungsklausel zugunsten von Transnet und GDBA für den Fall eines GDL-Vertrags noch zusätzlichen Druck organisiert - als würde er sich selbst nicht trauen. Da fällt es schwer, sich einen Kompromiss vorzustellen. Ob der Show-down wirklich nötig war, steht auf einem anderen Blatt. Wenn die Bahn für 100 000 Mitarbeiter im Transnet-Vertrag 4,5 Prozent mehr bezahlen kann, dann kann sie auch für die relativ kleine Gruppe der Lokführer eine gute Lohnerhöhung finanzieren. Und der Flugverkehr, dem der Bahnchef bekanntlich in erster Linie Konkurrenz machen möchte, zeigt: Man kann auch mit zwei Verträgen leben - siehe Lufthansa.
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