Mittelbayerische Zeitung: Der letzte Tropfen Kommentar zu Wulff Von Christian Kucznierz
Regensburg (ots)
Es gibt Dinge, die man nicht tut. Dazu gehört der Versuch eines Politikers, Einfluss auf die Medien zu nehmen. Das gilt für den Dorfbürgermeister wie für den Abgeordneten. Für das Staatsoberhaupt gilt das umso mehr, zumal sich Christian Wulff zum Mahner der Ethik in der Politik aufgeschwungen und die Pressefreiheit noch im Zuge der Enthüllungen seiner Kreditaffäre als hohes Gut bezeichnet hat. Wulffs Versuch, Medien vorzuschreiben, was sie veröffentlichen dürfen und was nicht, zeugt von einem eigentümlichen Demokratieverständnis; das Aufzeichnen dieses Versuchs auf einer Mailbox zeugt von einer erschreckenden Weltfremdheit. Die Enthüllungen über das Verhältnis zum Ehepaar Geerkens und seinen Vorzugskredit hätte Wulff politisch vielleicht überleben können. Der wörtlich dokumentierte Versuch der Einflussnahme aber wird alle Bemühungen, den Bundespräsidenten zu halten, unmöglich machen. Ein Staatsoberhaupt, das glaubt, ein Grundrecht- und das ist die Pressefreiheit - nach Gusto einschränken zu können, hat alle Glaubwürdigkeit verspielt. Richtig: Die Würde des Amts darf nicht beschädigt werden. Derzeit beschädigt sie aber nur einer: Wulff selbst. Der Respekt vor dem Amt gebietet, ihm Bedenkzeit zu geben - und die richtigen Konsequenzen zu ziehen.
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