Westfalen-Blatt: Das Westfalen-Blatt (Bielefeld) zum Thema Autobahn 33:
Bielefeld (ots)
Es ist ein für die Region historischer Moment, auf den Generationen von Planern und Politikern hingearbeitet haben. Rechtzeitig zum Goldenen A 33-Jubiläum ist der Planfeststellungsbeschluss für die Restlücke zwischen Halle und Borgholzhausen ergangen. Tatsächlich ist es nun 50 (!) Jahre her, dass im Haller Raum die ersten Pläne für eine Autobahn als Entlastung der B 68 diskutiert wurden. Und bereits 1968 lag die Linie fest, auf der die A 33 gebaut werden sollte. Dass sie dann trotzdem über mehr als vier Jahrzehnte auf der Kriechspur war, ist ein warnendes Beispiel dafür, was geschehen kann, wenn sich eine Region in wichtigen Fragen nicht einig ist. Die Beschlüsse in den 60er Jahren zur A 33 erfolgten noch politisch geräuschlos. Das änderte sich in den 70er Jahren, als die Verkehrsverhältnisse auf der B 68 immer unerträglicher wurden. Jetzt sorgte sich die eine Seite, von der A 33 und der erhofften Entlastung abgehängt zu werden. Auf der anderen Seite artikulierte eine immer größer werdende Gruppe Widerstand gegen eine Trasse durch den Tatenhauser Wald. Die 80er Jahre brachten die Zuspitzung durch den NRW-Verkehrsminister Christoph Zöpel (SPD), der plötzlich gar keine A 33 mehr bauen wollte, unterstützt von rot-grünen Mehrheiten in einzelnen Räten. In den 90er Jahren schließlich kam das europäische FFH-Recht, dessen Auswirkungen die Planer anfangs unterschätzten. Folge: Der erste Erörterungstermin in 2003 scheiterte, weil Umweltbehörden die Planung nicht mittragen wollten. Mit großem Tusch wurde 2004 schließlich die »Konsenstrasse« präsentiert, die zunächst auch bei den Umweltverbänden Gnade fand. Doch das hielt nicht lange. 2008 wollten die Verbände von einem Konsens nichts mehr wissen und verließen aus Protest den zweiten A 33-Erörterungstermin. Derweil lernte der Bürger, dass das Wohl und Wehe einer Bechstein-Fledermaus von entscheidender Bedeutung für die Rechtssicherheit einer Autobahnplanung ist. Und wenn wie in 2010 plötzlich 30 neue Fledermäuse entdeckt werden, muss eben eine weitere Planungsschleife eingelegt werden. So hat sich Jahr an Jahr gereiht. Dass es auch anders gehen kann, zeigt ein Blick ins gar nicht so ferne Emsland. Die Politiker zwischen Lingen und Papenburg wollten unbedingt den Lückenschluss der A 31, um der strukturschwachen Region einen Wachstumsschub zu verschaffen. Dazu wurde von Bürgern und regionalen Unternehmen sogar privates Geld gesammelt. Mit Erfolg: Trotz eines viel späteren Starts hat das Emsland OWL im Lückenschluss-Rennen lange abgehängt. Solche Entschlossenheit und politische Einigkeit hat es in 50 Jahren A 33-Geschichte nicht gegeben. Und während hier die Lücke wohl erst 2019 geschlossen ist, punkten andere Regionen im Wettbewerb um Industrieansiedlungen und Arbeitskräfte, frei nach dem Motto: Wächst Du schon oder planst Du noch?
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