RNZ: Ein Satz
Heidelberg (ots)
Von Klaus Welzel
Es ist ein Unterschied ob Bundespräsident Wulff sagt, der Islam gehört zu Deutschland. Oder ob er sagt, der Islam gehöre auch zu Deutschland. Liest man den viel diskutierten Satz in seiner Rede zum 3. Oktober genauer, hat er nicht einmal gesagt, genauso wie Judentum und Christentum. Es handelte sich vielmehr um eine ergänzende Bermerkung. Um eine sehr kluge dazu. Die Wertedebatte, die nun angezettelt wird und bewusst die christlich-abendländische Prägung Deutschlands gegen die islamischen Zuwanderer ausspielt, ist deshalb unlauter. Die überdeutliche Mehrheit des Landes bleibt nach wie vor deutlich vom Christentum und noch mehr von den Werten der Aufklärung geprägt. Allerdings verliert das gelebte Christentum vor allem in den Großstädten immer mehr an Bedeutung. Der Islam hingegen ist überwiegend ein Phänomen der Zuwanderung. Und an diesem hier gelebten Islam werden in der öffentlichen Debatte Strukturen festgemacht, die in einer freien, auch Chancengleichheit und Leistung aufbauenden Gesellschaft so nicht toleriert werden können. Wulffs Satz ändert nichts an der berechtigten Kritik, wenn Zuwanderer die Integration verweigern. Er war aber eine Geste an all diejenigen, die sich gerne als Deutsche in diesem Land fühlen wollen - auch wenn sie andere Wurzeln haben.
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