VAUNET - Verband Privater Medien
VPRT-Mitgliederversammlung in Berlin: Private Medienunternehmen fordern Medienpolitik zur aktiven Gestaltung einer neuen Medienordnung auf
Berlin (ots)
Sperrfrist: 26.10.2007 10:00 Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der Sperrfrist zur Veröffentlichung frei gegeben ist.
- Verfrühte Weichenstellungen in der Gesetzgebung und Digitaloffensive von ARD und ZDF stoppen - Klärung von Grundsatzfragen vorab notwendig
Die Mitgliederversammlung des Verbandes Privater Rundfunk und Telemedien e. V. (VPRT) hat heute in Berlin konkrete Entscheidungen der Medienpolitik zu den Kernfragen der Ausgestaltung eines dualen Rundfunksystems in der digitalen Welt gefordert. Ziel müsse die Sicherung der privaten Medienvielfalt und die Wettbewerbsfähigkeit der privaten Medien sein. Um vorzeitige Weichenstellungen zu verhindern, müssen die Digitaloffensive von ARD und ZDF bis zur endgültigen politischen Definition des Programmauftrags der gebührenfinanzierten Anstalten im Sommer 2008 und die aktuelle Novelle des Rundfunkstaatsvertrags gestoppt werden.
VPRT-Präsident Jürgen Doetz kündigte eine breit angelegte Offensive für eine entsprechende neue Medienordnung an: "Das Bundesverfassungsgericht und die EU-Kommission haben Markierungen gesetzt, die eine neue Medienordnung für Deutschland unabdingbar machen. Eine neue Medienordnung für ein duales System kann nur dann zukunftsfähig in der digitalen Welt sein, wenn die Grundpfeiler neu justiert werden. Bevor dies geschehen ist, dürfen keine falschen Fakten geschaffen werden, die dann nicht mehr Rückholbar sind."
Doetz wies in einer Grundsatzrede darauf hin, dass die Ministerpräsidenten auf ihrer Konferenz letzte Woche in Wiesbaden zu Recht die Frage in den Raum gestellt hätten, wieweit der gesetzliche Programmauftrag der öffentlich-rechtlichen Anstalten angesichts der Verbreitung von Inhalten in neue Medien wie Internet und Mobilfunk reiche. Diese Frage wollten die Länderchefs bis zum nächsten Sommer beantworten.
Aus Sicht des privaten Rundfunks gebe es aber auch noch weitere offene Fragen, auf die die Politik Antworten geben müsse. So sei grundsätzlich zu entscheiden, ob man den Bestand der privaten Angebots- und Anbietervielfalt in Deutschland erhalten wolle. Dafür bedürfe es Vorgaben, welche Anforderungen künftig an den privaten Rundfunk gestellt werden und welche gesetzlich abgesicherten Rechte er gegenüber Infrastruktur- und Plattformbetreibern haben solle. Auch gebe es noch keine Antwort darauf, wie der von der EU-Kommission geforderte "Public Value-Test" für neue öffentlich-rechtliche Angebote sicherstellen könne, dass gebührenfinanzierte Angebote den Wettbewerb der privatwirtschaftlich organisierten Rundfunk- und Medienmärkte nicht verzerren und damit die weitere Entwicklung und den Bestand der Vielfalt von privaten Angeboten verhindern. Hier habe die EU-Kommission als Mindestanforderungen die Verhinderung von Marktversagen und eine Berücksichtigung des Subsidiaritätskriteriums für neue öffentlich-rechtliche Angebote vorgegeben.
"Bevor diese Fragen nicht abschließend beantwortet sind, müssen weitere neue Digitalangebote von ARD und ZDF und die Novelle des Rundfunkstaatsvertrags gestoppt werden", so Doetz. "Der aktuelle Entwurf der Novelle des Staatsvertrags würde zum Beispiel bei der Plattformregulierung eine erneute Benachteiligung der Privaten gegenüber den öffentlich-rechtlichen Anstalten und ihrer Mediendienste festschreiben - solche Regelungen darf es nicht geben, solange die im Raum stehenden Fragen nicht beantwortet sind."
Doetz erläuterte, dass für den Fall, dass ARD und ZDF ihre digitale Offensive ohne eine verbindliche Präzisierung ihres Programmauftrages fortsetze und die Rechtsaufsicht nicht einschreite, sich für den Verband die Frage stelle, ob eine erneute Befassung der EU-Kommission in Betracht zu ziehen sei.
Vor dem Hintergrund der sehr einseitigen, auf das Kommerzielle reduzierten Einordnung des privaten Rundfunks durch das Bundesverfassungsgericht und zur Erläuterung der Dringlichkeit der Verbandsforderungen kündigte Doetz eine breite Informationsoffensive der privaten Medien und des Verbandes an. Sie solle zum einen die von den privaten Medienunternehmen geleisteten Beiträge zur Vielfalt der heutigen Angebote verdeutlichen. Zum anderen solle sie auf dem Weg zu einer neuen Medienordnung klar machen, dass die digitale Revolution in vollem Gange sei, auch wenn sie scheinbar auf Raten stattfände. "Gerade weil es eine gleichermaßen schleichende wie nachhaltige Entwicklung ist, besteht die Gefahr, dass der eine oder andere, der hier gestalten sollte, diese Entwicklungen und den Handlungsbedarf nicht so wahrnimmt, wie es angezeigt ist", so Doetz.
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