Oskar Negt sieht Lafontaine in der Nähe von Rechtspopulisten
Hamburg (ots)
Der renommierte Soziologe Oskar Negt vergleicht Oskar Lafontaine mit Rechtspopulisten wie dem Österreicher Jörg Haider. "Der Unterschied ist tatsächlich nicht groß", sagt Negt der ZEIT. Lafontaine hatte in der vergangenen Woche auf einer Wahlveranstaltung mit dem NS-Begriff "Fremdarbeiter" Stimmung gegen ausländische Arbeitnehmer geschürt. Statt die grundsätzlichen Probleme der Arbeitsgesellschaft zu sehen, suchten die Rechtspopulisten nach einem Feindbild. "Aber auch wenn ein vormals Linker diese Position vertritt, ändert das nichts an ihrem rechtsradikalen Kern", erklärt Negt.
Er erwarte nicht viel von einem Bündnis zwischen PDS und "Wahlalternative", sagt Negt. Er finde es "bestürzend", dass Lafontaine sich "mit den meisten seiner politischen Botschaften über die Bild-Zeitung an die Öffentlichkeit wendet". PDS-Politiker Gregor Gysi und Lafontaine seien "eine merkwürdige Verbindung von zwei Narzissten ohne politische Perspektive". Negt schliesst dennoch nicht aus, dass die Verbindung von PDS und "Wahlalternative" "auf Anhieb sechs oder sieben Prozent" gewinnen könne.
Der Wissenschaftler bezeichnet die Neuwahl-Entscheidung von Bundeskanzler Gerhard Schröder als einen Fehler. "Er hat sein Scheitern so früh bekundet, dass daraus keinesfalls eine Bewegung zum Erhalt seiner Koalitionsregierung entstehen kann. Die Entmündigung der eigenen Partei dadurch, dass eine derart wichtige Entscheidung von zwei Personen allein getroffen wird, obwohl sie für viele Menschen weitreichende Folgen haben wird, war die falsche Entscheidung. Er hatte in dieser Frage offenbar auch keine Berater", sagt Negt.
Das komplette Interview der ZEIT Nr. 26 vom 23. Juni 2005 senden wir Ihnen gerne zu.
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