Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e.V. (BDP)
Festakt: 150 Jahre Mendelsche Regeln haben die Welt verändert - Bedeutung der Landwirtschaft für Wohlstand und Frieden enorm
Berlin (ots)
Verleihung des Sonderpreises Gregor Mendel 2016 für Aufklärung und Bildung an Wissenschaftsscheune, Max-Planck-Institut für Pflanzenzüchtungsforschung
Anlässlich des Mendeljahres würdigten der Bundesverband Deutscher Pflanzenzüchter e. V. (BDP), die Gemeinschaft zur Förderung von Pflanzeninnovation e. V. (GFPi) und die Gregor Mendel Stiftung den akribischen Forscherdrang Mendels, der vor 150 Jahren die Mendelschen Regeln abseits von Ruhm und Ehre veröffentlichte - und einen Schub für die Pflanzenzüchtung auslöste, der die Welt veränderte. Mendels Forscherdrang zum Vorbild verlieh die Gregor Mendel Stiftung im Rahmen des Festaktes den Sonderpreis Gregor Mendel an die Wissenschaftsscheune des Max Planck Institutes in Köln.
"Gregor Mendel hat die Welt verändert. Nicht zuletzt ihm haben wir es zu verdanken, dass unser Tisch täglich mit leckeren, gesunden und vielfältigen Nahrungsmitteln für jeden Bedarf gedeckt ist", so die Vorsitzende des BDP in ihrer Begrüßungsrede anlässlich des Festaktes im Mendeljahr. Stephanie Franck betonte, dass Landwirtschaft - und dazu zähle die Pflanzenzüchtung - immer noch der wichtigste Wirtschaftssektor und Garant für Wohlstand und Frieden in vielen Ländern sei. Franck verwies auf den langen Atem und den Weitblick Mendels, den die Züchter heute wie damals bräuchten. Auch heute stehe die Branche mit dem Umbau der Volkswirtschaft hin zu erneuerbaren Ressourcen vor großen Aufgaben, die die Welt verändern könnten, zog Franck Parallelen. Die Nationale Forschungsstrategie BioÖkonmie 2030 begrüßten die Züchter daher ausdrücklich, so Franck weiter.
Moderne Züchtungsmethoden sind eine Chance
Auf die Bioöknomie ging Bärbel Brumme-Bothe vom Bundesbildungsministerium ein. "Pflanzenzüchtung ist ein wichtiger Schlüssel, wenn es darum geht, mehr Menschen bei gleichbleibender Ackerfläche und Schonung natürlicher Ressourcen zu ernähren", so Brumme-Bothe. Es bedürfe vieler Innovationen, um Lebens- und Wirtschaftsweisen umzustellen. In den neuen Züchtungsmethoden sieht das Ministerium eine große Chance. "Molekulare Pflanzenzüchtung und Nachhaltigkeit sind keine Gegensätze, sondern eine Chance". Für die gesellschaftliche Akzeptanz initiierte das Ministerium verschiedene Maßnahmen der Wissenschaftskommunikation, so z. B. neue Formate für Bürgerdialoge. Forscherinnen und Forscher seien ebenfalls gefordert, Ergebnisse populär zu erklären.
Auch Prof. Dr. Dr. h. c. Joachim von Braun, Direktor des Zentrums für Entwicklungsforschung der Universität Bonn, Vorsitzender des Bioökonomierates und Mitglied des Kuratoriums der Gregor Mendel Stiftung, äußerte sich zum Thema Pflanzeninnovation vor dem Hintergrund knapper Ressourcen und des Klimawandels. "Um den Hunger zu beenden muss sich Regierungsführung in Entwicklungsländern verbessern, muss mehr und nachhaltiger produziert werden, und bei uns müssen sich die Konsumgewohnheiten ändern. Wir sollten auch High Tech nutzen, wenn dies den Hunger reduzieren kann", so Prof. von Braun. Dazu gab von Braun Beispiele aus der Pflanzeninnovation und Robotik, die aufeinander abgestimmt sein müssten. Die neuen Geräte, die gezielt düngen und Pflanzen monitoren können, würden enorme Nachhaltigkeitschancen beinhalten.
Bildung als Schlüssel für eine ergebnisoffene Auseinandersetzung
Zuvor hatte auch die BDP-Vorsitzende erläutert, dass Fortschritt in der Züchtung nur möglich sei, wenn die notwendige Unterstützung in der Forschung und die Akzeptanz in der Anwendung der Ergebnisse gegeben seien. Mittlerweile stünden zahlreiche Züchtungswerkzeuge mit unverzichtbarem Potenzial zur Verfügung. Mit Blick auf die Bewertung neuer Züchtungsmethoden forderte Franck Rechtsklarheit und Entscheidungen aufgrund wissenschaftlicher Grundsätze. Sie wünsche sich eine faire und vorurteilsfreie Auseinandersetzung mit Innovationen. Der Schlüssel dazu sei Bildung, umfassende Information und weitreichendes Wissen.
Auf Bildung und Forschung ging auch der Vorsitzende des Kuratoriums der Gregor Mendel Stiftung, Dr. h.c. Peter Harry Carstensen in seiner Laudatio für den Träger des Sonderpreises Gregor Mendel 2016 ein. Carstensen erinnerte an die Bedeutung der Wissenschaft für Frieden und Entwicklung - gerade jetzt, da sich die Erde rasant verändere und mehr Ressourcen benötigt würden. Die Menschen hinter der Wissenschaft müssten das Wissen für ein friedliches und nachhaltiges Leben einsetzen und vermehren. In Zeiten, in denen die Halbwertzeit von Informationen immer kürzer werde, in der sich die Mendelschen Regeln in der gymnasialen Oberstufe nicht mehr im Lehrplan mancher Bundesländer befänden, sei dies nicht leicht, kritisierte er. Umso erfreulicher und wichtiger sei das Engagement des Preisträgers Prof. em. Dr. Heinz Saedler, stellvertretend für das Team der Wissenschaftsscheune des Max-Planck-Instituts für Pflanzenzüchtungsforschung in Köln. Mit Führungen in kleinen Gruppen und viel persönlichem Engagement würden "Alte Hasen und junge Hüpfer" erreicht. "Als außerschulischer Lernort weckt die Wissenschaftsscheune Neugier auf Forschung rund um Pflanzen durch Anschauen, Anfassen und Ausprobieren und begeistert Menschen für biologische und landwirtschaftliche Zusammenhänge. Sie macht sich um die Nachwuchsförderung besonders verdient und leistet zugleich einen bedeutenden Beitrag im Dialog mit der Öffentlichkeit über den Stellenwert von Pflan-zenforschung und Pflanzenzüchtung für die Gesellschaft - ganz im Sinne Gregor Mendels!", so Carstensen abschließend in seiner Begründung für die Auszeichnung.
Prof. Saedler gab einen Rückblick auf seine Arbeiten in der Pflanzenforschung. Hierzulande sei er auf große Ablehnung gestoßen. Daraufhin habe sich Prof. Saedler mit weiteren Mitarbeitern zusammengetan, um für mehr Wissen und Verständnis zu sorgen. In der Wissenschaftsscheune werde seitdem anschaulich von Mendels Erkenntnissen bis hin zu neuesten Züchtungsmethoden die breite Palette von Pflanzeninnovation veranschaulicht. "Bei uns kann man nicht nur alles erfahren, sondern auch alles tun und Erlebniswelten spielerisch entdecken. Die Menschen sollen Spaß haben", sagte Prof. Saedler.
Den Festakt schloss Wolf von Rhade, Vorsitzender der GFPi, ab und wünschte sich einen engeren Diskurs in Fragen rund um die Bioökonomie. Er hob die erfolgreiche Forschungsförderung als Basis für Wertschöpfung hervor. Diese stärke den Wirtschaftsstandort Deutschland und die Pflanzenforschung, was auch ein wichtiger Beitrag zur Ausbildung des wissenschaftlichen Nachwuchses sei. Von Rhade blickte ebenfalls mit Sorge auf das große Spannungsfeld, in dem sich Wissenschaft befinde. "Die differierenden Meinungen in der Gesellschaft setzen unabdingbar Vermittlung von allgemeinen Kenntnissen - wenigstens Grundkenntnissen - voraus. Institutionen, Wissenschaftler, aber auch Schulen und Wissenschaftsjournalisten seien gefordert, es der Wissenschaftsscheune nachzutun", sagte von Rhade abschließend.
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