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Schwäbische Zeitung: Mit dem Bürger zur Energiewende - Leitartikel

Leutkirch (ots)

Der Strom kommt auch in Zukunft aus der Steckdose. Woher? Zu welchem Preis? In welcher Menge? Nur mit dem Umschalten wichtiger Regler wird die Energiewende nicht funktionieren. Sie stellt eine technische Herausforderung dar und wird den Bürgern den einen oder anderen Schwenk im Denken und Handeln abverlangen. Das muss nicht schlecht sein.

Noch vor wenigen Jahren wäre es undenkbar gewesen, in einer Landschaft wie dem Allgäu einen großen Solarpark zu installieren, der nicht gerade eine Augenweide darstellt. Gestern ging er in Betrieb. Auch größere Windparks werden um Urlaubsregionen keinen Bogen machen. Die Energiewende funktioniert nur mit einem spürbaren Ausbau des Anteils erneuerbarer Energien. Deren Quellen gehören jedoch nah zu den Verbrauchern. Gleichwohl verlangt die Abkehr von der Kernenergie Milliardeninvestitionen in die Verteilernetze, um ausgleichen zu können zwischen großen Kraftwerksblöcken und vielen kleinen Zulieferern - wenn die Sonne scheint oder wenn genügend Wind bläst.

Die Chance der Energiewende liegt darin, die Bürger an der Versorgung stärker zu beteiligen. Das kann die Einsicht fördern, im Sparen den besten Beitrag zur Energiewende zu sehen - beim Stromverbrauch, beim Heizen. Der Wirtschaftstandort Baden-Württemberg und seine Betriebe können davon profitieren, neue Lösungen später auf anderen Märkten anzubieten. Nun ist diese Wende keine originäre Landesaufgabe mehr und auch nicht mehr Wunsch einer politischen Konstellation, die nur auf Zeit regiert. Deutschland global hat die Wende beschlossen. Dennoch kann Grün-Rot, wenn das Bündnis gut arbeitet, dabei besonders viel gewinnen. Der starke Einfluss auf den EnBW-Konzern, der sich nach dem Abschied von der Kernenergie neu ausrichten muss, bringt Gestaltungsspielraum. Die EnBW startet auch nicht bei Null. Der Leutkircher Modellversuch "Nachhaltige Stadt" wurde noch vor dem Regierungswechsel angedacht.

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