Schwäbische Zeitung: Schleckers Kurswechsel ist alternativlos - Leitartikel
Leutkirch (ots)
Noch finden die Schönsprecher nette Worte für den Schiffbruch: Die Planinsolvenz solle den Ehinger Drogerieriesen und viele Filialen retten und gleichzeitig die Weichen zur Sanierung stellen, so die Schlecker-Pressestelle. Das ist zu hoffen, nicht nur für die noch 30000 Mitarbeiter. Auch für die vielen Kunden in kleineren Orten, die mit dem Schlecker um die Ecke eine der letzten Einkaufsmöglichkeiten verlieren würden.
Tatsächlich war der Weg zum Amtsgericht - anders als es das Wort Planinsolvenz nahelegt - ganz und gar nicht geplant, sondern ist eine Notbremse, ein letzter Versuch, das schlingernde Unternehmen wieder auf Kurs zu bringen. Der Schritt hat einen simplen Grund: Das angeschlagene Familienunternehmen hat kurzfristig keinen Investor gefunden, der der Geschäftsidee noch vertraut und bereit ist, Millionen ins krisengeschüttelte Imperium zu pumpen.
Schlecker ist nicht mehr der flotte Filialist, der in den 1970er-Jahren Deutschland eroberte. Das Unternehmen ist nach Jahrzehnten rasanten Wachstums zum trägen Riesentanker mutiert, der vor Jahren vom Erfolgskurs abgekommen ist: Geschäftsmodell und Läden wirkten muffig, die Konkurrenz agil und modern. Diese Krise wurde intern viel zu lange ignoriert.
Und noch schlimmer: Jahrelanger schlechter Umgang mit Mitarbeitern mischte sich fatal mit dem Unwillen, den schlechten Ruf offensiv und glaubwürdig zu bekämpfen. Das Image des einstigen Aufsteigers ist schwer beschädigt, viele Kunden haben sich endgültig abgewendet.
Dabei versucht Schlecker seit Mitte 2010, das Ruder herumzuwerfen. Doch der Riesentanker war zu träge, der Kurswechsel zu langsam. Alte Gewohnheiten und neue Pannen erschwerten den immer wieder beschworenen Neuanfang. Zumal das Geld, das Schlecker für den Umbau bräuchte, nicht auf dem Konto liegt, sondern in Form von Waren in den leerer werdenden Regalen. Keiner weiß, ob Schlecker genug Kraft für den Umbau hat. Doch zum Kurswechsel gibt es keine Alternative.
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