Schwäbische Zeitung: Piratenjagd ohne Strategie - Kommentar
Leutkirch (ots)
Deutsche Soldaten sollen im Rahmen der Mission Atalanta an Somalias Küsten Jagd auf Piraten machen. Also nicht nur auf hoher See, wie sie das schon seit Jahren tun, sondern an Land, respektive aus der Luft. In Berlin wurde gleich präzisiert, dass man aber nur in einem Korridor von zwei Kilometern landeinwärts tätig werden wolle. Ist das eine Militärstrategie? Nein, das ist Spielerei.
Je weniger manche Experten in den Geheimdiensten von Somalia wissen, umso größer scheint ihr Selbstbewusstsein, verwegene Ideen zu entwickeln. Man kann nicht ein paar Fischerhütten am Tausende Kilometer langen Strand Somalias bombardieren und meinen, man schrecke so die Täter ab. Zumal die Hintermänner der Piraterie sowieso in Nairobi, Dubai und London sitzen und nicht in den Weiten Somalias. Und ist denn das historische Gedächtnis der Bundesminister wirklich so kurz, als dass sie vergessen hätten, wie die Bundeswehr vor knapp 20 Jahren aus Somalia abgezogen ist? Mit einem bescheidenen Leistungsausweis nämlich: es gab weder Frieden, noch wurde den Terroristen das Handwerk gelegt. In Somalia herrschen Clans und Stämme, das korreliert nicht mit einer akkuraten Bundeswehr. In Afghanistan haben die Amerikaner jetzt die Zahl ihrer Luftangriffe reduziert, weil oft ganze Hochzeitsgesellschaften ausgelöscht wurden, anstatt Talibanbanden. Nein, bei dieser Entscheidung des Bundeskabinetts scheint es mehr um Solidarität mit den Verbündeten gegangen zu sein, als um wirksame Strategie.
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