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Schwäbische Zeitung: Die Märkte und der Linksruck - Leitartikel

Leutkirch (ots)

Wenn die Märkte Recht behalten, so ist der Rauswurf Griechenlands aus der Euro-Zone beschlossene Sache. Seit dem verheerenden Wahlergebnis vom Sonntag haben sie die Griechen abgeschrieben.

Der Aufschlag für Athener Schuldscheine schnellt in schwindelerregende Höhen, Spekulanten werfen griechische Aktien aus ihren Depots. Auch der Linksruck in Paris entsetzt die Händler: Frankreichs neuer Präsident Hollande wird den strikten Sparkurs bald aufkündigen, fürchten die Börsianer.

Nun ist das mit den Akteuren an den Finanzmärkten so eine Sache. Ihnen per se Weisheit, Weitblick oder gar Verantwortungsgefühl fürs große Ganze zu bescheinigen, wäre vermessen. Spekulanten rümpfen gern die Nase, wenn linke Ideen ins Spiel kommen. Anleger fürchten Sozialisten mehr als Autokraten. Hollande ist ihnen unheimlicher als Putin.

Doch diesmal haben die Börsianer Recht mit ihrem Pessimismus: Am Wochenende stand in Griechenland und Frankreich auch Merkels Sparpolitik zur Abstimmung - und die Wähler haben dagegen votiert. Ohne Unterstützung aus Paris aber kann die Kanzlerin ihren knallharten Kurs nicht durchhalten. Wenn Frankreich abfällt, werden andere Mittelmeeranrainer bald folgen; Staaten, die dem deutschen Dogma des Sparens ohnehin nur widerwillig folgten.

Beschönigend sprechen Hollande und seine Gesinnungsgenossen davon, dass sie den Sparkurs nun um eine Wachstumsstrategie ergänzen wollen - was doch nichts anderes meint als: noch mehr Geld ausgeben, das man nicht hat und das auch nichts bewirkt. Denn die Länder Südeuropas erhalten bereits Milliarden aus Töpfen der EU. Ihre Wirtschaft schrumpft trotzdem.

Merkel kann die Schuldenkrise nur gemeinsam mit Hollande meistern. Doch vielleicht zeigt sich der Franzose so lernfähig wie sein Vorgänger Mitterand Anfang der 80er-Jahre. Nach drei Franc-Abwertungen in zwei Jahren versöhnte sich der Linkspolitiker mit den Märkten und verstaute seine sozialistischen Flugblätter wieder in der Mottenkiste.

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