Schwäbische Zeitung: Der CDU fehlt die Teamleistung - Leitartikel
Leutkirch (ots)
Wie lange noch perlt alles an Kanzlerin Angela Merkel ab? Am Tag nach der historischen Wahlschlappe von Nordrhein-Westfalen weist sie darauf hin, dass das alles nichts mit ihr zu tun habe. Wirklich nicht?
Angela Merkel erledigt als Kanzlerin ihre Arbeit gut, sie ist auf europäischer Ebene hoch angesehen. Doch als CDU-Chefin lässt sich Gleiches nicht von ihr behaupten. In der Koalition rumpelt es, FDP und CSU sind nach wie vor im Dauerkrieg, und jetzt funkt CSU-Chef Horst Seehofer noch dazwischen, um klarzustellen, dass die NRW-Niederlage schon mal rein gar nichts mit der CSU zu tun hat.
Hat sie auch nicht. Vielleicht aber mit den ewigen Streitereien mit der CSU um das Betreuungsgeld, oder mit den Auseinandersetzungen mit der FDP um die Finanztransaktionssteuer, ganz zu schweigen von der Energiewende, bei der Norbert Röttgen und Philipp Rösler selten einer Meinung sind.
Eine noch so gute europäische Performance kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gemeinsamkeiten von Schwarz-Gelb begrenzt sind. Dass es jenseits von Europa kein großes gemeinsames bürgerliches Projekt gibt. Ganz anders übrigens in NRW, wo Rot-Grün, wo Hannelore Kraft und Sylvia Löhrmann an einem Strang ziehen.
Merkel aber ist allein zu Haus. Ihre Stärke ist jene der Kanzlerin. Wenn sich heute Morgen in Berlin die drei von der SPD-Wahlstelle, Sigmar Gabriel, Frank-Walter Steinmeier und Peer Steinbrück groß in Szene setzen, um ihre Forderungen von Wachstum und Fiskalpakt zu präsentieren, dann wird es am Ende doch Angela Merkel sein, die sich mit Frankreichs neuem Präsidenten François Hollande einigt. Und ein gelungener Wachstumspakt wird mit der Kanzlerin nach Hause gehen.
Eines übersieht die triumphierende SPD: Auch Hannelore Kraft liegt in ihren Popularitätswerten hoch über den Werten ihrer Partei. Und so wie in NRW die SPD von Kraft profitierte, könnte in Berlin Merkels Stärke der CDU zugutekommen.
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