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Schwäbische Zeitung: Es geht gegen Kretschmann - Leitartikel

Leutkirch (ots)

Bilkay Öney redet nicht nur viel. Sondern sie denkt auch manchmal zu wenig nach, bevor sie spricht. Die SPD-Frau und Stuttgarter Integrationsministerin versteht es, Freund und Feind mit politisch inkorrekten Sprüchen vor den Kopf zu stoßen. Doch diesmal ist es schlimmer: Sie hat einem Vergleich nicht widersprochen, bei dem der deutsche Sicherheitsapparat mit den düsteren Parallelmächten in der Türkei in Verbindung gebracht wurde. Nun ist die Deutsche mit den türkischen Eltern offenbar über sich selbst sehr erschrocken.

Ob Öney zurücktritt oder nicht, sollte nichts damit zu tun haben, dass sie einen Migrationshintergrund hat. Die Ministerin steht nicht unter Artenschutz. Aber die Aufregung um sie zeigt, dass wir von einer Normalität im Umgang mit Minderheiten weit entfernt sind. Es scheint für viele eben nicht normal, dass wir eine Landesministerin mit türkischen Wurzeln haben - schon gar nicht, wenn sie dumme Fehler macht. Ist jemand Kind von Einwanderern, schwingt hierzulande in der Beurteilung oft Zweifel an der Loyalität gegenüber dem eigenen Staat mit. Anders zu sein, wird gleichgesetzt mit mangelndem Patriotismus. US-Präsident Obama, Sohn eines Muslims aus Kenia, hat bis heute mit diesem Stigma zu kämpfen. Auch Lukas Podolski und Miroslav Klose, die deutschen Fußballnationalspieler, die in Polen geboren wurden, mussten sich schon nach ihrer Einstellung zu Deutschland fragen lassen.

Dass der CDU-Fraktionschef im Stuttgarter Landtag sich über Frau Öney empört, mag taktisch nachvollziehbar sein. Aber es ist eben auch durchschaubar. Denn da wird nicht eigentlich auf die SPD-Politikerin mit ihrem nicht besonders bedeutsamen Portfolio gezielt. Sondern es geht gegen deren populären Kabinettschef. Ministerpräsident Winfried Kretschmann wird sich in der Affäre Öney irgendwann äußern müssen. Gerade so, wie ein Regierungschef das eben zu tun hat, wenn einer seiner Minister Mist gebaut hat, ganz gleich woher dessen Vorfahren kommen.

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