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Schwäbische Zeitung: London verzaubert - Leitartikel

Leutkirch (ots)

Wird London die besten Spiele aller Zeiten erleben? Zumindest der Anfang könnte spektakulärer nicht sein. Die Briten zeigen alles, was sie haben, Hoch-Adel und Popstars, dafür sind sie berühmt und werden sie geliebt. Die Queen höchstselbst, Mutter aller Königinnen, wird heute die 30. Olympischen Spiele eröffnen und Ex-Beatle Paul McCartney seinen Mutmacher "Hey Jude" dazu singen. Mit Charme und Sex-Appeal, mit Anmut, aber auch Demut - so wollen die Gastgeber die Welt verzaubern. Von Perfektion sprechen sie wohlweislich nicht. Wie langweilig und bieder rein maschinelle Planerfüllung ist, hat die Welt 2008 erlebt, bei den blutleeren Demonstrationsspielen der kommunistischen Staatsdiktatur China.

London hat gute Chancen, es mit all seiner Individualität, Spontaneität und Vitalität besser zu machen. Erstmals überhaupt werden die Spiele in einer globalisierten Vielvölker-Metropole stattfinden, in einem modernen, prickelnden Schmelztiegel, der für andere Millionenstädte zukunftsweisend ist. Trotzdem atmet die Stadt Geschichte, auch und gerade im Sport, von Wembley bis Wimbledon. Großbritannien gilt als Heimat zahlloser Sportarten, Wiege des modernen Sports sei es, sagt IOC-Präsident Jacques Rogge - dass es zudem die Heimat des Fairplay ist, sollten sich Sportler, Funktionäre und Medien hinter die Ohren schreiben.

Doch braucht man diese Olympischen Spiele überhaupt, die Kritiker wie die deutsche Degenfechterin Imke Duplitzer als reine Showveranstaltung und Hort des Kapitalismus geißeln? Hätte man die Milliarden für Sicherheit und Sportstätten nicht ins Gesundheitssystem stecken können, wie manche Londoner mäkeln? Hätte man, aber dann könnte man jedes Theater und Stadion dieser Welt dicht machen. Brot und Spiele will der Mensch, nichts ist so alt wie sein Wunsch nach Kultur und Sport, nach Ablenkung und Alphatieren. Von großen Sportlern kann man viel lernen: Respekt, Freundschaft, Leistungsbereitschaft - sagt zumindest die Queen, und einer 86-Jährigen sollte man nicht widersprechen.

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