Schwäbische Zeitung: Schlechte Vermarktung - Kommentar
Leutkirch (ots)
Ein Landespolitiker kann nur vor Neid erblassen. Im laufenden Geschäftsjahr wird der Daimler-Konzern einen Milliardengewinn erwirtschaften. Aber er fällt magerer aus als geplant. Konzernchef Dieter Zetsche wird deshalb dem Unternehmen einen Sparkurs verordnen. Die Anleger erwarten das auch von ihm, obwohl die Belegschaft schon protestiert.
In der Haushaltspolitik des Landes muss bei einem aktuellen Schuldenstand von 44 Milliarden Euro nicht um die Verteilung von Gewinnen gestritten werden. Am Markt anzupreisen ist vielmehr ein neues Modell, das politisch Wünschenswertes, gesetzlich Unausweichliches und den Zwang, langfristig die Schuldenbremse einzuhalten, auf einen Nenner bringt. Eine Dividende für die Bürger springt dabei nur indirekt heraus. An Appellen zur Einsicht, Opfer zu erbringen, fehlt es nicht. Aber alle von Einschnitten betroffenen Schichten haben bereits Widerstand angemeldet. Dennoch muss die Regierung, dafür ist sie auch gewählt, handeln und Prioritäten setzen. Vor allem aber muss sie Klartext reden, auf welchen Kurs sie einschwenkt. Gestern ist das Grün-Rot nicht geglückt. So verkauft sich das neue Modell eher schlecht.
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