Schwäbische Zeitung: Leitartikel - Am Pfänder wird abkassiert
Ravensburg (ots)
Das hat die österreichische Bundesregierung sauber hinbekommen: Kaum sind die quälenden Staus am Pfändertunnel Geschichte, quält die staatseigene Autobahngesellschaft Asfinag die Autofahrer mit einer Verdoppelung der Transitkosten.
Urlauber auf dem Weg in die Skigebiete im Montafon oder am Arlberg, Fernreisende Richtung Italien, Pendler zwischen Oberschwaben und der Nordostschweiz - sie alle kennen das Nadelöhr am Bodensee. Für Reisende, die in Richtung Schweiz und Italien weiter wollen, sind es gerade einmal österreichische 23 Autobahnkilometer von der Grenze bei Lindau durch den Pfändertunnel bis nach Hohenems. Diese 23 Kilometer lassen sich die Österreicher, die ohnehin nicht zimperlich sind beim Abkassieren des Transitverkehrs, künftig vergolden.
Dabei war die 2008 eingeführte Korridorvignette eine hervorragende Lösung. Für die Autofahrer war es praktisch, das kurze, aber (meist) zeitsparende Autobahnstück auf dem Weg in den Süden zu einem fairen Preis nutzen zu können. Und für die verkehrsgeplagten Anwohner in Lindau und Bregenz bedeutete es geringeren Lärm und weniger verstopfte Straßen.
Jetzt werden viele Autofahrer wieder auf die Landstraßen ausweichen, um das Pickerl zu sparen. Kein Wunder, dass Regionalpolitiker aus Vorarlberg und der Bodenseeregion Seite an Seite für den Erhalt der Korridorvignette gekämpft haben. Doch die Verkehrsministerin in Wien blieb stur. Das Gefühl, auf die Entscheidungen in der fernen Hauptstadt wenig Einfluss zu haben, ist nicht nur am nördlichen Bodenseeufer bekannt.
Hartnäckige Maut-Freunde gibt es übrigens auch hierzulande, quer durch alle Parteien, besonders in Süddeutschland. CSU-Chef Horst Seehofer hat in seiner unnachahmlichen Art kürzlich sogar die Autobahngebühr nur für Ausländer gefordert. "Wie Du mir, so ich Dir", argumentieren die Befürworter der Maut. Was für ein Kindergarten-Niveau. Deutschland sollte die Vignette nicht deshalb einführen, weil Österreich mit schlechtem Beispiel vorangeht.
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