Schwäbische Zeitung: Kommentar: Selbstgemachter Druck
Ravensburg (ots)
Die aktuelle Studie zum Thema Stress trägt einen treffenden Titel: "Bleib locker, Deutschland." Mit dieser Aufforderung ist schon alles gesagt. Denn wer glaubt, der Druck auf unserer Seele komme von außen und von anderen, liegt falsch - der Stress, um den es hier geht, ist ein selbstgemachter.
Das Leben ist per Definition Stress. Seit die ersten Menschen ums Überleben kämpften, steckt dieser Druck in unseren Genen. Das ist auch gut so, denn diese Anspannung macht uns leistungsfähig und sichert unser Dasein. Jeder Druck, der darüber hinausgeht, macht jedoch krank und resultiert aus der schrägen Vorstellung, wie ein gelebtes Leben aussehen soll und welche Anforderungen ein jeder dabei erfüllen will.
Die Studie gibt dazu aufschlussreiche Hinweise: Die Arbeit ist demnach naturgemäß der größte Belastungsfaktor, gleich dahinter geben die Befragten aber schon an, die hohen Ansprüche an sich selbst ließen den Stresspegel hochschießen. Was immerhin von hoher Selbstreflektion zeugt. Der Mensch von heute will alles sein und alles haben, vom schicken Auto über viele Freunde bis zum lukrativen Job. Die Jagd nach äußerem Glanz kann schnell zu innerer Verzweiflung führen.
Bezeichnenderweise fühlen sich Frauen gestresster als Männer, da sie mit Kind, Karriere und Aussehen so viele Ziele erfüllen wollen wie nie zuvor.
Gegen den Dauerdruck hilft nur Demut vor dem Erreichten und eine realistische Einordnung, was ein Leben lebenswert macht. Auch äußere Stress-Faktoren müssen verändert werden. Noch nie waren Arbeitgeber so gefordert, ihren Beschäftigten ein menschenfreundliches Umfeld zu bieten, um Depressionen und Burn-outs zu verhindern.
Bleibt die Frage, warum die Menschen im Südwesten sich mehr gestresst fühlen als anderswo. Womöglich hängt dies mit dem hohen Lebensstandard und den damit verbundenen Anforderungen an uns selbst und an andere zusammen. Jeder kann sich selber fragen, wie viel Stress es ihm wert ist, diese Maximalansprüche hochzuhalten.
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