Schwäbische Zeitung: Zur Griechenland-Krise: Und sie wissen, was sie tun
Ravensburg (ots)
Wolfgang Schäuble eignet sich gut zum Buhmann. Weil er sehr deutsch streng sein kann, schulmeisterlich, bisweilen arrogant und verletzend. Kein Wunder also, dass sein Vorschlag eines Grexits auf Zeit, - der sich im Detail durchaus interessant liest - sogleich die Linke, die Grünen und Syriza schäumen lässt. Solange man auf Schäuble und einige Osteuropäer zeigen kann, denen Griechenlands Reformen nicht weit genug gehen, muss man sich nicht mit den Vorschlägen auseinandersetzen.
Bei den Verhandlungen am Sonntag sah es so aus, als werde es dem griechischen Finanzminister und auch seinem Regierungschef Alexis Tsipras nicht gelingen, in Brüssel jenes Vertrauen der Geldgeber zurückzugewinnen, das sie durch ihren chaotischen und widersprüchlichen Stil in den vergangenen Tagen verspielt hatten. Was weder Merkel noch Schäuble oder ihre Kollegen aus der Eurogruppe öffentlich sagen würden, aber viele empfinden: Griechenland soll schon gerne geholfen werden. Nur will man nicht dieser Regierung unter die Arme greifen, einer Mannschaft, die nicht zu wissen scheint, was sie tut.
Tsipras führt in Athen ein linkes Bündnis aus Kapitalismuskritikern und Altstalinisten und koaliert dabei noch mit ausländerfeindlichen Rechtspopulisten. Schuld sind immer die anderen, mit Vorliebe die großen Finanzinstitutionen. Alexis Tsipras hat Linke aus meist bürgerlichem Hause um sich gesammelt, um ein wenig Revolution zu spielen. Dabei scheut seine Syriza nicht vor totalitären Mitteln zurück: So werden jetzt schon Syriza-kritische Journalisten in Griechenland eingeschüchtert, man möchte nur das Beste über sich selbst lesen. Es mag nicht überraschen, dass ein Politiker, der seinen Sohn nach dem Revolutionär Ernesto Che Guevara benannt hat, der Meinung ist, man müsse der revolutionären Sache auch mal mit ungewöhnlichen Mitteln auf die Sprünge helfen. Doch dabei fährt er - salopp gesagt - sein Griechenland vor die Wand. Und er spaltet die Europäische Union.
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