Schwäbische Zeitung: Kommentar zum Playboy: Kind im Manne
Ravensburg (ots)
Der Zwölfjährige in mir ist sehr enttäuscht." Mit diesem Satz hat ein "Playboy"-Redakteur das Aus für nackte Frauen in dem US-Heft auf den Punkt gebracht. Mag der "Playboy" anfangs für einen Tabubruch gestanden haben, war er in seiner Harmlosigkeit schon wenig später nur für das Kind im Manne verlockend. Das Internet, mit seiner grenzenlosen Verfügbarkeit sexueller Inhalte, als Ursache für die Misere des Magazins auszumachen, greift aber zu kurz. Der Grund liegt vielmehr in der Sexualisierung der gesamten Gesellschaft.
Kein öffentlicher Bereich, der sich nicht sexueller Symbolik bedient. Verbunden damit ist ein irreales Schönheitsideal und eine überzogene Sehnsucht nach einem aufregendem (Sexual-) Leben. Der "Playboy" mit seinen klinisch sauberen Bunnys erfüllt diese Verlangen nicht mehr, dafür stehen heute literarische Tiefflieger wie "Fifty Shades of Grey". Bemerkenswert ist, dass diese Bücher andere Bilder als der "Playboy" erzeugen, aber genauso wie dieser nur Spießertum und Verklemmtheit spiegeln. Der deutsche "Playboy" will diese niedrige Fallhöhe weiter bedienen. Die Zwölfjährigen werden sich freuen.
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