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Schwäbische Zeitung: Mit Sicherheit hysterisch - Leitartikel zu Sicherheitsvorkehrungen während der Fastnacht

Ravensburg (ots)

Von der Jecken-Hochburg zur Hochsicherheitszone: Die Stadt Köln hat für die Karnevalstage umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen angekündigt. Dreimal so viele Beamte wie im Vorjahr sollen im Einsatz sein, die Videoüberwachung wird ausgeweitet, für Opfer sexueller Übergriffe gibt es besondere Anlaufstellen. Mehr als eine halbe Million Euro werden diese zusätzlichen Maßnahmen kosten.

Dass Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker derart durchgreifen will, ist nachvollziehbar. Ihre Stadt, ihre Behörden stehen seit der Silvesternacht unter besonderer Beobachtung. Doch solche Maßnahmen können und dürfen nicht zur Regel werden. Nach den Übergriffen am Jahresende reagierte die Stadt zu spät und zu zögerlich, die Kritik kam schnell und war heftig.

Aber ob Fasnet, Open-Air-Konzert, Stadtfest oder Oktoberfest - nicht immer kann die Polizei verstärkt präsent sein. Nicht für jedes Fest dürfen die Ausgaben für Sicherheit so drastisch erhöht werden. Solchen Veranstaltungen ist ein Risiko eigen. Dass Kostümierte auf Bitten der Polizei jetzt keine Spielzeugwaffen mehr bei sich tragen sollen, ist kein Beitrag zu mehr Sicherheit. Sondern ein Zeichen von Hysterie. Feiern ohne Angst - das ist das Ziel von Stadt und Polizei. Doch mehr Beamte, mehr Kontrollen und mehr Überwachung trüben die Feierlaune und führen erst recht zu Verunsicherung.

Für Sicherheit sollten Städte immer sorgen. Wenn Köln ein Problem mit "Wildpinklern" und Vandalismus hat, dann sollte sich die Stadt darum kümmern. Wenn die Polizei jetzt im Karneval verspricht, "konsequent gegen alle vorzugehen, die über die Stränge schlagen", dann gilt das hoffentlich auch an allen anderen Tagen im Jahr. Wenn es ein umfassendes Problem mit Übergriffen von Flüchtlingen gibt, braucht es politische Lösungen. Aktionismus statt Aufklärung der Vorfälle ist keine Lösung. Bei der Fasnet im Südwesten herrschen noch keine Kölner Sicherheitsverhältnisse. Und so verrückt diese Tage für die Narren sind: Verrückt machen lassen sollten sie sich nicht.

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