Schwäbische Zeitung: Nach der Wahl wächst der Druck auf Guido Wolf
Ravensburg (ots)
Die Zeichen in Baden-Württemberg stehen auf grün-schwarz. SPD und FDP haben ihre am Wahlabend getroffenen Absagen an Dreierbündnisse bekräftigt. Es wäre eine Überraschung, wenn der CDU-Landesvorstand am Dienstag nicht Koalitionsverhandlungen mit den Grünen beschließen würde.
Große Teile der Basis mögen mit dem Gedanken fremdeln, als kleiner Partner in einer Landesregierung mit Winfried Kretschmann an der Spitze mitzuregieren. Doch die Parteispitze wird nicht müde, den Erwin-Teufel-Satz "Erst das Land, dann die Partei, dann die Person" zu wiederholen. Sprich: Man sieht sich in der Verantwortung und erkennt die Zwänge des Wahlergebnisses an.
Das sind gute Nachrichten fürs Land. Baden-Württemberg braucht eine stabile Regierung, und die von der FDP ins Spiel gebrachte Duldung einer Minderheitsregierung aus Grünen und SPD wäre das nicht. Es sind auch gute Nachrichten für die Wähler, denn dieses Bündnis deckt eine große Mehrheit der Stimmen ab.
Für Guido Wolf jedoch, der die CDU als Spitzenkandidat in eine historische Niederlage führte, sind es schlechte Nachrichten. Er hatte sich trotz der dramatischen Stimmenverluste seiner Partei zunächst beauftragt gefühlt, eine Koalition unter CDU-Führung mit FDP und SPD zu schmieden. Dass dieses Bündnis endgültig geplatzt ist, schwächt Wolf weiter. Nun muss er über jenes Bündnis mitverhandeln, das er Tage vor der Wahl ausgeschlossen hatte.
Ohnehin wurde die parteiinterne Kritik an ihm nur deshalb nicht direkt nach dem Wahltag laut, weil die CDU sich in der Stunde ihr bitteren Niederlage Geschlossenheit verordnete. Doch nun wächst der Druck. Fehlende Demut, kein Gefühl der Verantwortung für die Niederlage, Realitätsverlust: Solche Vorwürfe werden aus den Reihen der CDU immer lauter. Ob Wolf angesichts schwindender Rückendeckung noch eine Rolle in einer neuen Regierung spielen kann, bleibt abzuwarten. Das Dilemma der Partei ist aber auch: Hinter jenem Mann, den die Mitglieder 2015 zum Spitzenkandidaten kürten, fehlen personelle Alternativen.
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