Schwäbische Zeitung: Zur Fußball-EM 2016 in Frankreich: Ein mulmiges Gefühl bleibt
Ravensburg (ots)
Eines vorneweg: Natürlich muss die Fußball-Europameisterschaft in Frankreich trotz der erhöhten Bedrohungslage ausgetragen werden. Daran haben die neuerlichen Anschläge in Belgien nichts geändert, auch wenn Brüssel die bereits von manchen wieder verdrängten Terrorakte vom November in Paris zurück ins Gedächtnis rief. Eine Absage käme aus Sicht der französischen Politik und auch der austragenden Europäischen Fußball-Union (Uefa) einer Kapitulation vor dem islamistischen Terror gleich.
Dass nun allerorten Phrasen gedroschen werden, ändert aber nichts daran, dass ein mulmiges Gefühl bleibt. All jene, wie Frankreichs Premierminister Valls ("Damit würde man den Terroristen einen Sieg geben") oder sein Sport-Staatssekretär Braillard ("Abzusagen hieße, diesen Feiglingen recht zu geben"), die nun mit pathetischen Worten um sich werfen, werden der Furcht in der Bevölkerung nicht gerecht. Wenn den Attentätern nämlich eines gelungen ist, dann Ängste zu schüren. Ein unbeschwertes Fußballfest steht im Sommer gewiss nicht bevor.
Ehrlicher ist da schon EM-Organisationschef Jacques Lambert, der offen zugibt, dass es im Notfall auch Geisterspiele ohne Zuschauer geben könnte. Schließlich ist es noch immer etwas anderes, auf politischer Bühne verbal den Idealisten zu geben oder aber mit der Familie vor Ort eine EM-Partie in Lille, Marseille oder gar im Stade de France zu besuchen. Die Sicherheit der Besucher, dies hat auch die Absage des Länderspiels Deutschland gegen die Niederlande im November 2015 gezeigt, muss immer vorgehen. Staatsräson bedeutet auch, das Leben seiner Bürger und auch der Gäste im Land nicht über Gebühr zu gefährden.
Jeder, der dieses Mal lieber zu Hause vor dem Fernseher sitzt, hat hierfür dieser Tage gute Gründe. Sich für eine Reise nach Frankreich zu entscheiden, ist aber ebenfalls plausibel. Denn übertriebene Angst ist auch in diesem Fall, wie generell im Leben, ein schlechter Ratgeber. Sonst dürfte man ja mittelfristig überhaupt keine Großveranstaltung mehr besuchen.
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