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Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik

Mit Beinprothese aufs Wake- oder Snowboard: Para-Sportlerin Sophie Loubet zeigt zur OTWorld 2024, was alles möglich ist

Dortmund, Leipzig (ots)

Ein Osteosarkom hat Sophie Loubets (37) Leben grundlegend verändert: Aufgrund des bösartigen Knochentumors wurde der französischen Sportlerin 2019 das rechte Bein amputiert. Dass sie heute auf fast jedem Bild ihrer Social-Media-Kanäle neue sportliche Herausforderungen meistert und lächelnd ihre Prothese in Szene setzt, konnte sie sich damals nicht vorstellen. Moderne Hilfsmittel haben für sie alles verändert und begleiten sie auf dem erhofften Weg zu den Paralympics.

An die Zeit direkt nach ihrer Amputation erinnert sich Sophie noch sehr genau: "Ich war vier Monate lang in einem Rehabilitationszentrum, um das Gehen mit einer Prothese zu lernen und das war das Schwierigste, was ich je in meinem Leben tun musste. Die richtige Unterstützung zu haben und motiviert zu sein, war entscheidend für den Erfolg, denn man denkt oft, dass man es nie schaffen wird." Gerade in dieser Anfangszeit haben Orthopädietechniker die provisorischen Schäfte und Prothesen immer wieder angepasst. Auch nach der Reha dauerte es noch mehr als ein Jahr, bis sich der Stumpf stabilisiert hatte. Aber mit jedem kleinen Fortschritt haben sich für Sophie neue Perspektiven eröffnet.

Schuhe mit Absatz tragen - auch mit Prothese

Eins war allerdings klar: "Ich konnte mir nicht vorstellen, mich mit der von der Gesetzlichen Krankenversicherung angebotenen Prothese weiterzuentwickeln. Ich hatte weniger Gleichgewicht und abgesehen vom Gehen auf ebenem Boden war alles kompliziert. Aber draußen gibt es nirgendwo ebenen Boden." Ganz anders ging es ihr schließlich mit der SYNSYS-Prothese: "Ich bin auf Anhieb gut gelaufen, habe ein besseres Gleichgewicht und sie hat mir neue Bewegungsmöglichkeiten eröffnet. Ich kann beispielweise etwas vom Boden aufheben und meine Schnürsenkel selbst binden. Aber vor allem: Ich kann meine Schuhe wechseln, Absätze tragen oder eben barfuß gehen, ohne mir darüber Gedanken machen zu müssen."

Die Vorteile des SYNSYS-Prothesensystems für Sophie erklärt auch ihr Orthopädietechniker Jean-Daniel Segouffin: "Die Kombination aus Knie und Fuß sorgt für Gehkomfort und erlaubt eine dreifache Beugung von Hüfte, Knie und Fuß, wodurch die Zehen während der Pendelphase automatisch angehoben werden. Sophie hat außerdem die Möglichkeit, Schuhe mit unterschiedlichen Absatzhöhen zu tragen und das jeweils per App oder Knopf am Knie zu steuern. Durch die Mikroprozessor-Steuerung der Stand- und Schwungphase sowie viele weitere Funktionen ist beispielsweise das Begehen von Treppen und Schrägen viel einfacher als mit anderen Knie- und Fußprothesen."

Mit der Prothese auf Tauchgang

Hilfsmittel wie SYNSYS sind zu den wichtigsten Begleitern in Sophies neuem Alltag geworden: "Absolut alles dreht sich um meine orthopädietechnische Ausrüstung. Bestimmte Tätigkeiten kann ich nur ausüben, wenn es für mich angepasste orthopädietechnische Hilfsmittel gibt." Ebenso wichtig ist die enge Zusammenarbeit mit ihrem Orthopädietechniker, der ihr mit seinen Maßanfertigungen dazu verhilft, immer wieder neue Dinge auszuprobieren, "von denen ich dachte, sie seien nicht mehr möglich." So konnte sie beispielsweise mit einer wasserfesten Prothese auf ihren ersten Tauchausflug gehen.

Innerhalb von zwei Tagen zurück auf dem Snowboard

Den Traum vom Snowboarden hatte Sophie Loubet dennoch fast aufgegeben und bot ihre Ausrüstung im Internet zum Verkauf an - zum Glück, denn ein Paralympionike wurde darauf aufmerksam. "Er sagte, er selbst habe eine Prothese und wollte mich dazu bringen, es noch einmal zu versuchen. Ich habe ihm kein Wort geglaubt, bis er mir Fotos schickte." Der Anblick einer stoßdämpfenden Oberschenkelprothese überzeugte sie sofort und nur zwei Monate später fuhr Sophie auf dem Gletscher von Les Deux Alpes ihre ersten Abfahrten mit Prothese. "In zwei Tagen konnte ich wieder snowboarden, während ich eineinhalb Jahre gebraucht hatte, um wieder richtig zu laufen", erinnert sie sich lachend. Mit dem Snowboarden hat sie seit diesem Tag nie wieder aufgehört, vielmehr sogar noch das Wakeboarden für sich entdeckt und sogar auf einem Surfbrett stand sie mittlerweile schon. Möglich macht das unter anderem ein Bioadapt-Knie, ein mechanisches System mit zwei Luft- und Ölstoßdämpfern, die die Knie- und Fußgelenke darstellen. Und möglich macht es immer wieder auch Jean-Daniel Segouffin, der Sophie für ihre sportlichen Anforderungen ausrüstet: "Wir haben versucht, Sophies Sportschaft immer weiter zu verbessern, indem wir die Ausschnitte, die Winkelung, verschiedene Hülsen und Druckentlastungssysteme modifiziert haben, wobei wir ihre Position auf dem Brett, sowohl passiv als auch aktiv, berücksichtigt haben."

Nächster Halt: Paralympics in Paris

In ihrem neuen Leben angekommen, macht sich Sophie jetzt für das Image des Behindertensports stark, auch mit Blick auf die Paralympics 2024 im Sommer in Paris: "Wir werden stärker wahrgenommen und die sozialen Netzwerke sind dabei sehr hilfreich. Ich glaube wirklich, dass die Begeisterung für die Paralympics in Paris genauso groß sein kann wie für die Spiele in London." Im Medaillengewinnen kennt sie sich auf jeden Fall schon aus: Zuletzt gewann sie im Winter 2023 eine Silbermedaille im europäischen Para-Snowboard-Cup und zwei Jahre in Folge (2021 und 2022) Gold in den spanischen Meisterschaften für Para- Wakeboarding.

Was sie sich mit einem Blick in die Zukunft wünscht: "Dass unsere Prothesen weiter entwickelt werden, aber auch, dass die neuesten Technologien für alle zugänglich sind. Kinder, ob jung oder alt, sollten das Recht haben, zu rennen, zu rollen, zu springen, zu rutschen - so wie alle anderen auch." Was mit ihren Prothesen alles möglich ist, zeigt Sophie Loubet stolz auf ihrem Social-Media-Kanal.

Wie Para-Sportlerinnen in Zukunft weltweit versorgt werden können, zeigen Experten aus Medizin, Orthopädie-Technik und Physiotherapie sowie Hersteller zu Weltkongress und internationaler Fachmesse OTWorld vom 14. bis 17. Mai 2024 in Leipzig.

Sophie Loubet steht während und im Anschluss an den Presserundgang zur OTWorld am 14. Mai 2024, 11:30 bis 12:30 Uhr, für Fragen zur Verfügung.

Prothesenversorgung in Frankreich

Der Wirtschaftsausschuss für Gesundheitsprodukte (Comité économique des produits de santé - CEPS) legt die Preise für eine Versorgung mit Prothesen in Frankreich fest. Sie sind seit 2017 eingefroren. Angesichts der Inflation in den vergangenen Jahren fordert daher die French Union of OrthoProsthetists (UFOP) eine Erhöhung dieser Erstattungspreise um zehn Prozent, was eine Aufstockung des Budgets für die Gesetzliche Krankenversicherung um 32 Millionen Euro bedeuten würde.

Darüber hinaus muss jede Innovation bei der französischen Gesundheitsbehörde (Haute Autorité de santé - HAS) und anschließend beim CEPS zur Erstattung eingereicht werden. Dieser Antrag muss durch die Ergebnisse klinischer Studien gestützt werden, die den Nutzen der neuen Lösung für die Patienten belegen.

Arm- und Beinprothesen, die in der Liste der erstattungsfähigen Produkte und Dienstleistungen aufgeführt sind, werden von der französischen Krankenversicherung zu 100 Prozent erstattet. Maßgefertigte Sportprothesen werden jedoch nicht erstattet. Sie sind nicht in der Liste der erstattungsfähigen Produkte und Dienstleistungen aufgeführt. Sie werden daher nicht von der Krankenkasse erstattet. Trotz geeigneter Lösungen wird daher nur eine Minderheit von Menschen mit Behinderungen mit Sportprothesen in Frankreich versorgt.

Fotomaterial Download hier.

Bildunterschriften

Abb. 1 Nach Beinamputation infolge von Knochenkrebs: Para-Wake- und Snowboarderin Sophie Loubet beim Fitnesstraining. Foto: Proteor

Abb. 2 Para-Wake- und Snowboarderin Sophie Loubet im Alltag mit ihrer Hightech-Prothese, die auch für Absatzschuhe geeignet ist. Foto: Proteor

Abb. 3 Orthopädietechniker Jean-Daniel Segouffin versorgt Sophie Loubet von Beginn an. Foto: Proteor

Pressekontakt:

Kirsten Abel
Pressesprecherin des Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik
Reinoldistr. 7 -9, 44135 Dortmund
Telefon: 01715608125

E-Mail: kommunikation@biv-ot.org

Original-Content von: Bundesinnungsverband für Orthopädie-Technik, übermittelt durch news aktuell

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