Wettbewerb "Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen"
Interview: Vernetzung und Zusammenarbeit sind die Erfolgsfaktoren für Innovationen "made in Germany"
Berlin (ots)
Der Wettbewerb "Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen" prämiert 2016 Projekte, die zeigen, welchen Stellenwert Kooperation und Zusammenarbeit für den Standort Deutschland haben. Wie wichtig Vernetzung insbesondere für die Innovationkraft von Unternehmen ist, erläutert Prof. Dr. Michael Hüther, Direktor und Mitglied des Präsidiums, Institut der deutschen Wirtschaft Köln e. V. und Juryvorsitzender des Wettbewerbs:
Wir leben in Deutschland von Erfindungen, die zum Teil mehr als 100 Jahre alt sind. In den USA sorgen dagegen junge Firmen wie Facebook oder Alphabet Inc. für ein Wachstum, das jenes deutscher Unternehmen um ein Vielfaches übertrumpft. Was müssen wir tun, um gute Geschäftsideen voranzubringen?
Um erfolgreich zu sein, braucht es nicht unbedingt die eine bahnbrechende neue Idee, die alles umwirft. Die Stärke der deutschen Industrie ist vielmehr der Transfer aus Spitzen- und Hochtechnologie in passgenaue Leistungen für die Kunden. Firmen in Deutschland erfinden sich selbst immer wieder neu, wandeln sich. Kurzum: Ihre Innovationskraft ist gewaltig.
Unter dem Motto "NachbarschafftInnovation" zeichnen die Deutsche Bank und die Initiative "Deutschland - Land der Ideen e. V." 2016 Projekte aus, die auf Kooperation setzen, um erfolgreiche Geschäftsideen oder Produkte zu schaffen. Wie wichtig ist der "Faktor Zusammenarbeit" für die Innovationskraft unseres Landes?
Vernetzung und Zusammenarbeit sind die Erfolgsfaktoren für gute Ideen "made in Germany": weil sie Offenheit sichern, weil sie Flexibilität herstellen und weil sie ressourcenschonend sind. Wie durch Kooperationen außergewöhnliche neue Lösungen entstehen, will der Wettbewerb "Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen" in diesem Jahr zeigen. Wir suchen beispielsweise Projekte, die vormachen, wie sich geschickt strategische Wissensnetzwerke knüpfen lassen oder wie Unternehmen gewinnbringend Allianzen bilden - ob mit anderen Firmen, Universitäten oder Forschungseinrichtungen.
Welche Rolle spielen digitale Werkzeuge wie Open Science oder Crowdfunding, um den Wissenstransfer zu fördern?
Crowdfunding eröffnet neue Möglichkeiten, macht bisher aber nur einen kleinen Teil der Finanzierung von Forschung und Entwicklung aus. Das steht noch ganz am Anfang. In Zukunft wird es selbstverständlich sein, die Möglichkeiten der Digitalisierung zu nutzen, um Forschungsergebnisse zugänglich zu machen oder verschiedene Wissenschaftler von Beginn an in den Forschungsprozess oder die Ideenfindung miteinzubeziehen. Ich bin mir sicher, dass Deutschland hier auf dem richtigen Weg ist.
Wie können wir in Deutschland Innovationen weiter vorantreiben?
Besonders im Mittelstand fehlt es an einer steuerlichen Förderung für Forschung und Entwicklung. Unternehmen müssen ihre Wertschöpfungskette zudem stärker digitalisieren, das macht bisher nur eine Avantgarde. Mithilfe von Big Data lassen sich beispielsweise Lieferketten optimieren, Produktionszeiten verkürzen oder Innovationszyklen beschleunigen. Damit der digitale Wandel gelingen kann, brauchen wir für den Mittelstand dringend bundesweit eine bessere Internetinfrastruktur. Unternehmen müssen zudem auf einen festen europäischen Rahmen für Datenschutz und Datenrecht bauen können.
Bei der Entwicklung von Produkten spielen Kooperationen und Bündnisse eine große Rolle. Darüber hinaus sind sie gefragt, wenn es darum geht, große Herausforderungen wie Migration oder den demografischen Wandel zu meistern. Ist gemeinschaftliches Handeln der Erfolgsfaktor unserer Gesellschaft schlechthin?
Die Antwort ist nicht einfach. Sowohl Kooperation als auch Wettbewerb zwischen verschiedenen Akteuren sind gesellschaftliche Erfolgsfaktoren. Das steht nicht grundsätzlich gegeneinander. Nehmen wir als Beispiel den demografischen Wandel: Gerontologen, Arbeitswissenschaftler, Mediziner und andere Experten entwickeln gemeinsam kluge Lösungen, wie man in einem längeren Leben länger arbeiten kann. Getestet werden diese Ideen dann in der Realität - im Wettbewerb mit anderen Ideen. Damit gemeinschaftliches Handeln erfolgreich sein kann, gilt jedoch für alle Herausforderungen, dass es einen gesellschaftlichen Konsens über die Ziele geben muss, die man erreichen will. Kommunen und Länder sollten deshalb verstehen, wie sie gezielte Kooperationsstrategien mit allen zivilgesellschaftlichen Gruppen entwickeln können. Darin liegt großes Potenzial für die Zukunft.
Wie beurteilen Sie derzeit den Zusammenhalt in der deutschen Gesellschaft?
Im Kern ist der Zusammenhalt der Gesellschaft in den letzten Jahren gewachsen - trotz Debatten um Pegida oder Rechtextremismus. Wir haben mehr Vertrauen in unser Miteinander. Damit das so bleibt, müssen sich die Menschen in der aktuellen Situation jedoch auch auf Staatsfunktionen wie die innere Sicherheit verlassen können.
Kann der Wettbewerb "Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen" einen Beitrag für ein besseres Miteinander leisten?
Wer sich mit seinem Projekt bewirbt, kann zeigen, welche Möglichkeiten es gibt, um Menschen zu integrieren und den Zusammenhalt der Gesellschaft zu stärken. Gefragt sind Ideen und Anregungen, die als Inspiration für andere dienen und Vorbildcharakter haben. Durch den Wettbewerb bekommen sie die notwendige öffentliche Aufmerksamkeit.
Über Deutschlands Innovationswettbewerb "Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen"
"NachbarschafftInnovation - Gemeinschaft als Erfolgsmodell": Unter diesem Motto steht der Wettbewerb 2016. Die Initiative "Deutschland - Land der Ideen" und die Deutsche Bank würdigen bundesweit die 100 besten Projekte, die den Mehrwert und das Potenzial gemeinschaftlichen Handelns für die Gesellschaft aufzeigen, ob in Unternehmenskooperationen, wissenschaftlichen Netzwerken oder Nachbarschaftsinitiativen. Mehr erfahren unter ausgezeichnete-orte.de
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