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Bundesverband des Deutschen Lebensmittelhandels e.V. (BVLH)

Handel schließt Pakt gegen Lebensmittelverschwendung

Lebensmittelverschwendung stoppen

Bundeslandwirtschaftsministerium und Lebensmittelhandelsunternehmen schließen Pakt gegen Lebensmittelverschwendung

Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), 14 Unternehmen aus dem Lebensmittelhandel und der Handelsverband Lebensmittel (BVLH) haben heute einen Pakt gegen Lebensmittelverschwendung geschlossen.

Mit Hilfe dieser Übereinkunft wollen die Unternehmen Lebensmittelabfälle im Groß- und Einzelhandel verbindlich und wirksam senken. Damit folgen sie den Zielen der Agenda 2030 der Vereinten Nationen, insbesondere den im Ziel für nachhaltige Entwicklung 12.3 niederlegten Grundsätzen.

Um ihre Ziele zu erreichen, gehen die am Pakt gegen Lebensmittelverschwendung teilnehmenden Unternehmen eine Reihe überprüfbarer Verpflichtungen ein. So schließen sie beispielsweise für mindestens 90 Prozent ihrer Geschäftsstandorte eine Vereinbarung zur Weitergabe noch verzehrfähiger Lebensmittel mit vorrangig gemeinnützigen Organisationen.

Darüber hinaus setzt jedes am Bündnis teilnehmende Unternehmen mindestens acht Wahlpflichtmaßnahmen pro Kalenderjahr um. Dabei handelt es sich um Maßnahmen an den Schnittstellen zu Lieferanten, zu Kunden und um marktinterne Maßnahmen.

Kontrolliert wird der Maßnahmenerfolg durch das Thünen-Institut. Mit der staatlichen Forschungseinrichtung im Geschäftsbereich des Bundeslandwirtschaftsministeriums haben die Handelsunternehmen auch eine Messmethode zur Erfassung von Lebensmittelabfällen entwickelt, die sie für die Datenerhebung einsetzen werden.

Pakt gegen Lebensmittelverschwendung: freiwillig erreicht, was andere EU-Staaten gesetzlich regeln

„Der Pakt ist ein Meilenstein im Einsatz des Lebensmittelhandels für die Senkung von Lebensmittelverlusten“, stellt BVLH-Präsident Friedhelm Dornseifer mit Genugtuung fest. „Zwei Jahre haben Ministerium und Handel in einem konstruktiven Dialog auf dieses Ergebnis hingearbeitet. Damit zeigen wir, dass man auch freiwillig vereinbaren kann, was andere EU-Staaten gesetzlich regeln müssen. Darüber hinaus freuen wir uns, mit dem Abschluss des Paktes unseren Teil dazu beizutragen, dass eine wichtige Forderung des Koalitionsvertrages erfüllt wird.“

Ein Herzstück des Paktes gegen Lebensmittelverschwendung ist der Ausbau der Zusammenarbeit mit in erster Linie sozialen Einrichtungen. Bereits jetzt spenden die im Bündnis engagierten Lebensmittelhandelsunternehmen jährlich schätzungsweise 74.000 Tonnen Lebensmittel. Es könnten mehr sein, doch dazu bedarf es neben den im Pakt vereinbarten Maßnahmen politischer Unterstützung.

„Wir brauchen eine Überprüfung gesetzlicher Regelungen, die die Entstehung von Lebensmittelabfällen befördern oder nachteilige Auswirkungen auf ihre Vermeidung haben können“, fordert BVLH-Geschäftsführer Franz-Martin Rausch. „So führen zum Beispiel technisch bedingte Füllmengenabweichungen dazu, dass die betroffenen Produkte falsch gekennzeichnet, gesundheitlich aber völlig unbedenklich sind. Aus unserer Sicht könnte man dieses Problem lösen, indem man beispielsweise im Lebensmittel- und Kennzeichnungsrecht eine Ausnahmegenehmigung zur Weitergabe von Lebensmitteln mit kennzeichnungsrechtlichen Mängeln verankert.“

Lebensmittelspenden rechtlich erleichtern, soziale Empfängerorganisationen stärker fördern

„Wir ersuchen die Bundesregierung außerdem, die finanzielle Förderung sozialer Spendenempfängerorganisationen auszubauen. Die Tafeln und andere Einrichtungen leisten hervorragende Arbeit. Der Lebensmittelhandel gehört zu ihren größten Förderern. Die Auswirkungen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine haben die Tafeln jedoch an ihre Grenzen gebracht“, betont Rausch. Nötig wäre daher eine stärkere auch staatliche Unterstützung, beispielsweise zum Ausbau der logistischen und digitalen Infrastruktur.

Mit dem Pakt gegen Lebensmittelverschwendung haben Bundeslandwirtschaftsministerium und Handel beschlossen, den mit der Strategie gegen Lebensmittelverschwendung gestarteten Austausch in jährlichem Rhythmus fortzusetzen. „Wir freuen uns auf einen auch weiterhin konstruktiven Dialog, um auf diese Weise auch zu einer höheren Wertschätzung für Lebensmittel und der zu ihrer Herstellung eingesetzten Ressourcen beizutragen“, zeigt sich BVLH-Präsident Dornseifer überzeugt.

Hintergrund

Der Pakt gegen Lebensmittelverschwendung ist das finale Ergebnis des so genannten Dialogforums Groß- und Einzelhandel [1] der Strategie der Bundesregierung gegen Lebensmittelverschwendung. Im Rahmen dieses zweijährigen Prozesses haben die unterzeichnenden Lebensmittelhandelsunternehmen insgesamt 88 interne Marktmaßnahmen, 62 Maßnahmen an den Schnittstellen zu Lieferanten sowie 52 Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensmittelweitergabe entwickelt und umgesetzt.

Eine Reihe von Maßnahmen wurde in einer Fallstudien-Sammlung[2] erfasst und beschrieben.

Darüber hinaus haben die Unternehmen mit dem staatlichen Thünen-Institut eine Methode zur Messung der Lebensmittelverluste entwickelt. Diese Methode macht es möglich, Lebensmittelverluste nach Warengruppen zu erfassen. Auf diese Weise lässt sich feststellen, in welchen Bereichen die größten Herausforderungen liegen, welche Maßnahmen entwickelt und wie sie eingesetzt werden müssen, um zielgenau zu wirken. Zwei Abfall-Messungen wurden auf dieser Basis durchgeführt. 2020 fielen demnach in den an der Untersuchung beteiligten Unternehmen insgesamt Lebensmittelverluste in Höhe von maximal 0,25 Millionen Tonnen [3] an.

Die Daten dieser Studie untermauern die allgemeine Datenlage zur Verteilung der Lebensmittelverluste entlang der Wertschöpfungskette vom Acker bis zum Teller. Danach liegt das Abfallaufkommen im Lebensmittelhandel weit unter den Verlustmengen, die in der Lebensmittelindustrie, der Außer-Haus-Verpflegung oder in privaten Haushalten anfallen.

Die Verteilung der Lebensmittelabfälle nach Sektoren in der Lebensmittelversorgungskette [4] stellt sich wie folgt dar:

  • Primärproduktion: 2 %
  • Handel: 7 %
  • Verarbeitung: 15 %
  • Außer-Haus-Verpflegung: 17 %
  • Private Haushalte: 59 %

[1] https://www.zugutfuerdietonne.de/strategie/dialogforen/gross-und-einzelhandel

[2] https://www.zugutfuerdietonne.de/fileadmin/zgfdt/sektorspezifische_Dialogforen/Gross-und_Einzelhandel/Dialogforum_Fallstudien-Sammlung.pdf

[3] Monitoring der Lebensmittelabfälle und -weitergabe im Dialogforum Groß- und Einzelhandel, 2019/2020, Betrachtung der Abschreibungen, Thünen Working Paper 194, https://literatur.thuenen.de/digbib_extern/dn064964.pdf

[4] https://www.bmel.de/DE/themen/ernaehrung/lebensmittelverschwendung/studie-lebensmittelabfaelle-deutschland.html

Über den Handelsverband Lebensmittel

Der Handelsverband Lebensmittel (BVLH) ist im Handelsverband Deutschland (HDE) der Fachverband für die Lebensmittelarbeit. Er unterstützt seine Mitglieder bei der Erledigung lebensmittelfachlicher und lebensmittelrechtlicher Aufgaben und er wahrt ihre lebensmittelpolitischen Interessen gegenüber Gesetzgebung, Behörden und Öffentlichkeit. Auf diesem Gebiet ist der BVLH der Ansprechpartner für Politik, Medien, Verbraucherorganisationen und die Verbände der vorgelagerten Wirtschaftsstufen. Der BVLH ist Gründungsorganisation, Namensgeber und Mitveranstalter der Weltleitmesse für Lebensmittel und Getränke ANUGA.

Kontakt

Christian Böttcher
Pressesprecher
Handelsverband Lebensmittel (BVLH)
Telefon: 030 / 72 62 50-86
Mobil: 0172 / 28 98 496
 presse@bvlh.net
 www.bvlh.net
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