Verband der Chemischen Industrie (VCI)
REACH: Datenanforderungen am Risiko ausrichten
VCI-Stellungnahme zur Pressekonferenz von Greenpeace/Bundesverband Verbraucherzentralen/Bundesärztekammer
Frankfurt (ots)
Mehr Stoffdaten bedeuten nicht automatisch auch mehr Umwelt- und Verbraucherschutz in REACH. Diese Auffassung vertritt der Verband der Chemischen Industrie (VCI) in Frankfurt. "Wir wollen die sichere Verwendung von Chemikalien beim Hersteller, seinen Kunden und den Konsumenten gewährleisten. Dafür brauchen wir keine Datenfriedhöfe, sondern es müssen die notwendigen Daten gezielt erhoben werden", erklärte Dr. Gerd Romanowski, der für Umweltpolitik zuständige Geschäftsführer im Chemieverband.
Die chemische Industrie sei davon überzeugt, so Romanowski, dass sich die Sicherheit von Mensch und Umwelt auch mit weniger Aufwand für alle Beteiligten erreichen lasse. Die Branche habe einen konkreten Vorschlag für eine einfachere Registrierung gemacht, der gleichzeitig mittelständische Unternehmen entlaste und den Behörden in kürzerer Zeit als beim Kommissionsentwurf wichtige Informationen über die Umwelt- und Gesundheitsaspekte aller zu registrierender Altstoffe liefere.
Die chemische Industrie plädiert dafür, die Datenanforderungen für die Stoffe in der REACH-Verordnung davon abhängig zu machen, ob und wie intensiv Mensch oder Umwelt mit den Chemikalien in Berührung kommen. Aus dieser Exposition, dem Verwendungsraster und den Eigenschaften eines Stoffes resultiert sein Risikoprofil, nach dem sich aus Sicht der Branche Prüfungen und Vorsichtsmaßnahmen richten sollten.
Kernpunkt der VCI-Kritik am REACH-Entwurf der EU-Kommission ist das Registrierverfahren. Dabei handelt es sich um das zentrale Element der Verordnung. Fast alle Probleme entstehen durch einen Kardinalfehler: Die Kommission setzt primär auf ein von der Produktions- bzw. Importmenge abhängiges System. Der Umfang der Unterlagen und Daten, den die Unternehmen für die Registrierung eines Stoffes bei den Behörden abliefern sollen, nimmt in vier Stufen mit der Produktionsmenge zu.
Durch diese starre Einteilung ohne Bezug zum tatsächlichen Risiko eines Stoffes werden Tierversuchsdaten und Informationen verlangt, die nach Ansicht des VCI für die sichere Verwendung vieler Substanzen nicht erforderlich sind. Das treibt den Aufwand und vor allem die Kosten des Systems unnötig in die Höhe. Im Mengensegment unter 100 Jahrestonnen, aus dem die mittelständischen Unternehmen vor allem Stoffe für ihre Produkte einsetzen, spitzt sich die Situation betriebswirtschaftlich bedrohlich zu und führt so zu einem falschen Selektionsprozess, betont Romanwski:
"Nach dem jetzigen REACH-Vorschlag werden am Ende nicht die risikoreichsten Stoffe vom Markt verdrängt werden, sondern jene mit den höchsten Prüf- und Registrierkosten. Dazu gehören auch solche, die zu günstigen ökologischen und toxikologischen Eigenschaften von Produkten beitragen. Noch höhere Datenanforderungen würden diesen Prozess weiter beschleunigen. Aus Sicht des Umwelt- und Verbraucherschutzes kann dies nicht vernünftig sein."
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Manfred Ritz
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