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Pressemitteilung: Wahlen in Brandenburg: So stehen die Parteien zum Informatikunterricht

Pressemitteilung: Wahlen in Brandenburg: So stehen die Parteien zum Informatikunterricht
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Landtagswahlen in Brandenburg: So stehen die Parteien zum Informatikunterricht

Informatikunterricht hat in Brandenburg einen geringeren Stellenwert als in anderen Bundesländern. Die Informatik-Allianz hat die Parteien befragt, wie sie zu dem Thema stehen.

Berlin, 16.09.2024 – Die Informatik-Allianz hat die Parteien, die zur Landtagswahl in Brandenburg kandidieren, befragt, wie sie den Rückstand bei der Einführung eines verpflichtenden Informatikunterrichts aufholen wollen: Fünf von sechs demokratischen Parteien unterstützen das verbindliche Fach Informatik.

Brandenburg ist beim Thema Informatikunterricht im bundesweiten Vergleich lediglich unteres Mittelfeld: Laut Informatik-Monitor, den die Gesellschaft für Informatik in Zusammenarbeit mit dem Stifterverband jährlich veröffentlicht, setzt das Land Brandenburg die Empfehlungen der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission (SWK) der Kultusministerkonferenz (KMK) nur unzureichend um. Diese hat in ihrem Gutachten zur Digitalisierung im Bildungssystem aus dem Jahr 2022 die Einführung eines Pflichtfaches Informatik in Sekundarstufe I (Klassenstufen 5-10) mit mindestens vier, mittelfristig mit sechs Jahreswochenstunden (verteilt über die Jahrgänge der Sek I) empfohlen. Aktuell wird in Brandenburg Informatikunterricht in den Klassen 9 und 10 nur an der Hälfte aller Schulen im Wahlpflichtbereich angeboten.

Vor diesem Hintergrund hat die Informatik-Allianz die zur Wahl stehenden demokratischen Parteien gefragt: Welche konkreten Maßnahmen wird eine Landesregierung unter Ihrer Beteiligung durchführen, um das Fach Informatik als Schulfach zu fördern?

Prof. Dr. Ira Diethelm, Sprecherin der Informatik-Allianz, zu den Antworten der Parteien: „Die Situation der informatischen Bildung in Brandenburg ist unterdurchschnittlich – das zeigt jedes Jahr der Informatik-Monitor der Gesellschaft für Informatik. Nur an der Hälfte der Schulen gibt es das Wahlpflichtfach Informatik überhaupt, und dann wählen traditionell meist Jungs dieses Fach. Kompetenzen zur Informatik benötigen aber alle Kinder und Jugendlichen. In der Oberstufe werden so nur 15 Prozent eines Jahrgangs überhaupt erreicht und nur sieben Prozent der Abiturientinnen. Unsere Auswertung zeigt, dass die meisten Parteien das angehen wollen. Wir begrüßen das. Für die Brandenburger Schüler*innen hoffen wir, dass die Erkenntnis, dass verpflichtender Informatikunterricht ein Teil der Allgemeinbildung ist, nach der Wahl nicht verpufft, sondern echte Taten zu mehr Informatikunterricht auch für alle Schulen und alle Mädchen folgen werden – so wie zuletzt in Hamburg und Bremen!“

PLUS BRANDENBURG plant konkrete Handlungsschritte zur Einführung eines Pflichtfachs Informatik

Plus Brandenburg, die Listenvereinigung aus der Piratenpartei, der Ökologischen-Demokratischen Partei (ÖDP) und Volt, sieht die informatischen Kompetenzen als Schlüsselqualifikation des 21. Jahrhunderts an und setzt sich für die rasche Einführung von Informatik als Pflichtfach an allen weiterführenden Schulen im Land ein. Das Bündnis betont, dass eine solche Maßnahme nicht sofort umsetzbar ist, und setzt sich deshalb dafür ein, die notwendigen Voraussetzungen zu schaffen. Laut der Partei zählt dazu eine Verdopplung bis Verdreifachung der Lehrkräfte im Fach Informatik, was eine Steigerung der Lehramtsabsolvent*innen erfordere. Um dies zu erreichen, plant Plus Brandenburg die Etablierung einer Pädagogischen Hochschule, die gezielt Lehrkräfte ausbildet. Als ersten Schritt schlagen sie vor, den Informationstechnischen Grundkurs (ITG) verpflichtend als eigenständiges Fach in der 7. Klasse einzuführen. Dies soll den Weg für ein späteres Pflichtfach ebnen und das Wahlverhalten der Schüler*innen in Richtung Informatikunterricht fördern. Zudem wird ein flächendeckendes Angebot an Informatik-Wahlpflichtunterricht in den Klassen 9 und 10 angestrebt, um die Grundlage für die zukünftige Einführung eines Pflichtfachs zu legen.

BÜNDNIS 90 / DIE GRÜNEN fordern verpflichtendes Schulfach für Informatik und Medienkompetenz

Die Grünen in Brandenburg setzen sich für ein eigenständiges, verpflichtendes Schulfach Informatik und Medienkompetenz in den Sekundarstufen I und II ein. Ihr Ziel ist es, Schüler*innen zu befähigen, digitale Technologien kompetent und selbstbestimmt zu nutzen. Um das zu erreichen, setzen sich die Grünen für die Erarbeitung eines verbindlichen Plans ein, unter Einbezug von Wissenschaft und wichtigen Akteursgruppen. Der Plan soll eine Pilot-, Evaluierungs- und Ausweitungsphase bis 2030 umfassen. Parallel dazu streben die Grünen eine Verbesserung der IT-Basisausstattung an Schulen an sowie die Einstellung von IT-Administrator*innen und die Integration von IT- und Medienkompetenzen in alle Phasen der Lehrkräfteausbildung. Sie betonen dabei die Notwendigkeit, den Digitalpakt Schule zügig umzusetzen und durch landeseigene Förderungen zu ergänzen.

FDP plant verpflichtendes Schulfach Informatik zur Förderung digitaler Kompetenzen

Die FDP in Brandenburg setzt sich dafür ein, das Fach Informatik zu einem Pflichtfach zu erheben, um Schüler*innen auf eine digital vernetzte und dynamische Welt vorzubereiten. Die Partei betont die Notwendigkeit, dass die Funktionsweise und Entwicklung digitaler Anwendungen ebenso selbstverständlich gelehrt werden wie deren Nutzung. Ziel ist es, die digitalen Kompetenzen der Schüler*innen zu stärken, damit sie informierte Entscheidungen für ihre persönliche und berufliche Zukunft treffen können. Zudem sollen sie befähigt werden, mit Herausforderungen wie Desinformation, Hatespeech, Cybermobbing, Datenschutz und Onlinesucht umzugehen.

BVB/FREIE WÄHLER fordern verpflichtendes Schulfach Informatik zur Behebung des Fachkräftemangels

Die Brandenburger Vereinigten Bürgerbewegungen / Freie Wähler (BVB / FREIE WÄHLER) setzen sich für die Einführung eines verpflichtenden Schulfachs Informatik ein. Angesichts des akuten Fachkräftemangels in IT-Berufen und der wachsenden Bedeutung digitaler Kompetenzen sieht die Partei darin eine zentrale Aufgabe für zukünftige Rahmenlehrpläne. Die Partei verspricht, sich sowohl in einer möglichen Regierungsbeteiligung als auch aus der Opposition heraus für die Etablierung des Pflichtfachs Informatik einzusetzen.

CDU fordert Pilotprojekte und Lehrkräfteausbildung für Informatik

Die CDU in Brandenburg erkennt die Bedeutung des Informatikunterrichts für die Ausbildung von Kompetenzen, zum Beispiel im Umgang mit Künstlicher Intelligenz (KI), an. Obwohl Informatik derzeit nur als Wahlpflichtfach ab der Sekundarstufe I angeboten wird, setzt sich die CDU für eine Stärkung des Fachs innerhalb der Kontingentstundentafel ein. Sie unterstützen die Pilotierung eines verbindlichen Informatikunterrichts, wie es bereits in anderen Bundesländern geschieht. Die CDU betont jedoch, dass eine Einführung sorgfältig geprüft werden muss, um die bestehende Stundentafel nicht zu überlasten. Zudem wollen sie eine verstärkte Fokussierung auf die Lehrkräfteausbildung, um den zukünftigen Bedarf an Informatiklehrkräften in Brandenburg decken zu können.

SPD setzt auf breite Medienbildung und Wahlmöglichkeiten

Die SPD in Brandenburg betont die Bedeutung einer umfassenden digitalen Kompetenzförderung. Statt eines eigenständigen Pflichtfachs Informatik setzt die Partei auf eine Integration der Medienbildung in allen Fächern. Das Basiscurriculum „Medienbildung“ und überarbeitete Fachpläne sollen einen fächerübergreifenden Ansatz gewährleisten. Die SPD hebt hervor, dass etwa 20 Prozent der Schüler*innen diese Angebote nutzen. Zudem betont die Partei die Komplementarität von Informatikunterricht und Medienbildung und verweist auf laufende Infrastrukturverbesserungen, die den Informatikunterricht unterstützen sollen.

DIE LINKE macht keine Angaben.

Auf die Anfrage der Informatik-Allianz gab es keine Antwort von Der Linken. Auch im Wahlprogramm finden sich keine Angaben zum Informatikunterricht in Brandenburg.

Über die Allianz für informatische Bildung

In der Allianz für informatische Bildung haben sich Unternehmen, Organisationen und Initiativen zusammengefunden, die gemeinsam die informatische Bildung in Deutschland voranbringen wollen. Ziel ist es, für alle Kinder in Deutschland einen altersgerechten und elternunabhängigen Zugang zur Informatik sicherzustellen, Strukturen zu unterstützen, um mehr Jugendlichen den Weg in die Informatik und eine berufliche Perspektive in diesem Bereich zu erleichtern und den Informatikunterricht attraktiv zu gestalten und Hürden für Mädchen abzubauen, die sich für Informatik interessieren. Die Informatik-Allianz wird durch einen Lenkungskreis bestehend aus Fachleuten aus Wissenschaft und Wirtschaft gesteuert. Weitere Informationen finden Sie unter: www.informatik-allianz.de.

Über die Gesellschaft für Informatik e.V.
Die Gesellschaft für Informatik e.V. (GI) ist die größte Fachgesellschaft für Informatik im deutschsprachigen Raum. Seit 1969 vertritt sie die Interessen der Informatikerinnen und Informatiker in Wissenschaft, Gesellschaft und Politik und setzt sich für eine gemeinwohlorientierte Digitalisierung ein. Mit 14 Fachbereichen, über 30 aktiven Regionalgruppen und unzähligen Fachgruppen ist die GI Plattform und Sprachrohr für alle Disziplinen in der Informatik. Die GI hat sich Ethische Leitlinien gegeben, die ihren Mitgliedern als Orientierung dienen. Weitere Informationen finden Sie unter www.gi.de
Pressekontakt:
Frithjof Nagel
Gesellschaft für Informatik e.V. (GI)
Geschäftsstelle Berlin
im Spreepalais am Dom
Anna-Louisa-Karsch-Str.2,
10178 Berlin

Mail:  presse@gi.de
Web:  www.gi.de
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