Martin Habersaat: Mit unrealistischen Versprechen wäre keinem der Beteiligten geholfen
Kiel (ots)
TOP 18: Kirchen auf Eiderstedt retten (19/568)
Eiderstedt hat mit nur circa 16.000 Einwohnern auf 300 Quadratkilometern mit 18 Kirchen eine ungewöhnlich hohe Dichte an alten Kirchenbauten. Fast alle stammen aus dem späten Mittelalter, meist aus dem 12. Jahrhundert. Diese Überversorgung mit Kirchen liegt nicht an der weitsichtigen Vorausplanung der damaligen Kirchenbaumeister für die Bedürfnisse des heutigen Kulturtourismus, sondern an der ursprünglichen völlig zerklüfteten Topografie in einer Reihe von Inseln und Halligen, aus denen sich erst spät die heutige Halbinsel gebildet hat. Angesichts des Alters der Kirchenbauten kann es nicht verwundern, dass nur für zwei der 18 Kirchen aktuell kein Sanierungsbedarf festgestellt wird, für die übrigen 16 Kirchen liegt er zwischen 300.000 und 3,7 Millionen Euro. Der Gesamtbedarf wurde 2016 auf 18,7 Millionen Euro beziffert. Ein zusätzliches Problem liegt in der ehemaligen Kirche St. Knud in Friedrichstadt, die denkmalgeschützt ist und ebenfalls einen hohen Sanierungsbedarf von rund 800.000 EUR hat. Dafür kommt die Evangelische Kirche aber auch nicht teilweise auf, weil es eine katholische Kirche ist bzw. war. Trotz der Profanierung hat die Katholische Kirche ein Interesse am Erhalt des Baudenkmals, aber die Finanzierung ist völlig offen.
Wie das Kulturministerium auf die Kleine Anfrage des Kollegen Lars Harms mitgeteilt hat, hat der Haushaltsausschuss des Bundestages bereits vor drei Jahren beschlossen, die Hälfte des Sanierungsbedarfs zu finanzieren. Die Evangelische Kirche, genauer gesagt der Kirchenkreis Nordfriesland, kann aus zweckgebundenen Rücklagen der Kirchengemeinschaften nur 300.000 Euro beisteuern. Den Rest will die Kirche über Spendensammlungen und Kreditaufnahmen absichern. Das ist sehr ambitioniert, zumal das vorliegende Konzept davon ausgeht, dass der bauliche Zustand der Kirchen es schwierig mache, die Sanierungsarbeiten auf mehrere Jahrzehnte zu strecken; ein Abschluss der Arbeiten an allen 16 betroffenen Kirchen sollte dem Gutachten zufolge innerhalb der nächsten sechs Jahre erfolgen.
Dennoch ist für mich nicht unbedingt gesagt, dass an allen 16 Kirchen gleichzeitig gearbeitet werden muss. Der Sanierungsbedarf wird nicht überall gleich hoch sein, und es muss möglich sein, bestimmte Kirchen gegenüber anderen zu priorisieren. Das würde den Gesamtbetrag, aber auch die Belastungen des Landes enger begrenzen, als es jetzt der Fall ist. Der SSW beantragt nun, diese Finanzierungslücke teilweise mit Landesmitteln zu schließen. Der Haushalt für 2018 sieht das allerdings nicht vor. Die Kirche geht wohl davon aus, dass das Land ein Viertel des Gesamtbetrages, also insgesamt circa 4,7 Millionen Euro übernehmen sollte. Ich habe so meine Zweifel, ob dieser Betrag realistisch ist; denn die Kirchenlandschaft auf Eiderstedt ist ein Kulturensemble von großer regionaler Bedeutung, aber ihre Bedeutung für das Land ist nicht allzu groß - da haben, anders als in Schleswig, anscheinend nicht mal spektakuläre Hexenverfolgungen stattgefunden.
Angesichts der Auswirkungen des HSH-Verkaufes auf den Landeshaushalt ist das aus meiner Sicht keine Summe, über die wir eben mal schnell verfügen sollten, weil es keinem der Beteiligten dient, wenn das Land heute Ankündigungen macht, die es in zwei oder drei Jahren wieder einsammeln muss. Deshalb schlage ich vor, den Antrag des SSW in den für Kultur zuständigen Bildungsausschuss, aber auch in den Finanzausschuss zu überweisen, wo die Landesregierung zunächst einmal über den Stand der Dinge berichten sollte und Auskunft darüber geben sollte, welche realistischen Möglichkeiten sie derzeit sieht, den Sanierungsbedarf der Eiderstedter Kirchen zu unterstützen.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
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Pressesprecher: Heimo Zwischenberger (h.zwischenberger@spd.ltsh.de)
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