Global Perspectives Initiative
Global Perspectives Initiative Studie 2019: Deutsche Unternehmen nehmen Afrika als Zukunftsmarkt wahr - Afrika gewinnt als Wirtschaftsstandort zunehmend an Bedeutung
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Berlin (ots)
Dr. Gerd Müller, Bundesminister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, wertet die Ergebnisse als Bestätigung seiner politischen Schwerpunktsetzung auf wirtschaftliche Zusammenarbeit: "Der Marshallplan schafft die Grundlagen für mehr Investitionen in Afrika. Und mit dem Entwicklungsinvestitionsfonds machen wir besonders dem Mittelstand ein konkretes Angebot: Wir unterstützen Unternehmen beim Sprung in Afrikas Märkte."
Die Mehrheit der in Afrika engagierten Unternehmen sieht eine wachsende Bedeutung von Afrika als Investitions- und Absatzmarkt in der Zukunft. Die Unternehmen schreiben Ländern mit dynamischer Entwicklung die größten Investitionspotentiale zu und betrachten dabei die Chancen für ihre eigene Branche durchweg positiver als die Wirtschaft insgesamt. Die Hauptrisiken für Investitionen in Afrika sind aus Sicht der deutschen Wirtschaft und Politik Korruption, politische Instabilität und Rechtsunsicherheit. Das bisherige politische Engagement zur Unterstützung und Förderung von privaten Investitionen in Afrika bewerten Unternehmen grundsätzlich positiv und wünschen sich noch mehr flankierende Maßnahmen. Sie sprechen sich für eine Ausweitung der politischen Aktivitäten zur Stärkung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Europas auf dem Kontinent aus.
Dies sind die zentralen Ergebnisse einer repräsentativen Elitebefragung im Auftrag der Global Perspectives Initiative (GPI). Die Führungskräftebefragung führte das Institut für Demoskopie Allensbach (IfD) durch. Sie wurde durch qualitative Tiefeninterviews ergänzt.
REAKTIONEN AUF DIE ERGEBNISSE DER STUDIE
Martin Jäger, Staatssekretär im Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung
"Die Ergebnisse der Studie stimmen optimistisch. Sie zeigen aber auch, dass die Bundesregierung stärker gefragt ist, bei Beratung, finanzieller Unterstützung und Absicherung von Risiken. Hier hat das BMZ auf Unternehmen angepasste Initiativen und neue Instrumente aufgesetzt. Die Sonderinitiative Ausbildung und Beschäftigung entwickelt Projekte gemeinsam mit Unternehmen und AfricaConnect als Teil des Entwicklungsinvestitionsfonds und finanziert Investitionen mit bis zu 4 Mio. EUR.
Die Studie unterstreicht aber auch: Hauptrisiken für Investitionen sind vor allem Korruption, politische Instabilität und Rechtsunsicherheit. Mit der neuen Flaggschiff-Initiative Governance unterstützt das BMZ seine Reformpartnerländer darin, gute Regierungsführung und Rechtsstaatlichkeit zu stärken und die Korruption zu bekämpfen. Hierfür stellen wir dieses Jahr zusätzlich 167,95 Mio. EUR zur Verfügung. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Verbesserung der Rahmenbedingungen für Investitionen."
Dr. Stefan Mair, Mitglied der Hauptgeschäftsführung des BDI
"Die Märkte Afrikas werden für deutsche Unternehmen zunehmend attraktiv. Voraussetzung für mehr Investitionen sind eine effektive Korruptionsbekämpfung, eine verstärkte regionale Wirtschaftsintegration sowie mehr Investitionen in Bildung und Infrastruktur. Die Bundesregierung sollte die afrikanischen Partner bei der Verbesserung der Rahmen-bedingungen vor Ort stärker unterstützen."
Dr. Ingrid Hamm, Geschäftsführerin der Global Perspectives Initiative
"Afrika ist in der deutschen Wirtschaft und Politik angekommen. Die Unternehmen sehen afrikanische Länder als Wirtschaftspartner und erkennen auch bei hoher Risikoeinschätzung die Investitions- und Absatzchancen. Das sind positive Nachrichten für Afrika, denn Entwicklung braucht ökonomisches Wachstum."
ZUSAMMENFASSUNG DER ERGEBNISSE
Politik und Wirtschaft messen der Entwicklung Afrikas große Bedeutung bei
Die große Mehrheit in Politik und Wirtschaft glaubt, dass die Entwicklung Afrikas für Europa von großer Bedeutung ist. 96 Prozent der Befragten aus Politik und Wirtschaft halten es für sehr wichtig oder wichtig, dass sich Afrika gut entwickelt. Auch im Hinblick auf die Entwicklung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit Europas ist es aus Sicht der Unternehmen ratsam, Afrika verstärkt in den Blick zu nehmen.
Mehrheit der Politik und Wirtschaft sieht Investitionschancen in Afrika
Die individuelle Einschätzung der Chancen und Risiken auf Seiten der Unternehmen ist maßgeblich für künftige Investitionsentscheidungen. Insgesamt sprechen die befragten Spitzenkräfte aus Politik und Wirtschaft Investitionen in Afrika zu gleichen Teilen Chancen und Risiken zu. Für 46 Prozent der Führungskräfte überwiegen die Investitionschancen, für 44 Prozent die Risiken. Die Einschätzung von Wirtschaft und Politik divergiert jedoch: Zwei Drittel (67 Prozent) der befragten Politiker sind davon überzeugt, dass die Chancen überwiegen. Diese Ansicht teilen 39 Prozent der in Afrika investierten Unternehmen. 69 Prozent der in Afrika engagierten Unternehmen, die überwiegend Risiken sehen, sehen jedoch auch erhebliche Chancen auf dem Kontinent. Lediglich ein Drittel glaubt, dass dies nicht der Fall ist. Dabei relativiert sich die Skepsis der in Afrika engagierten Unternehmen deutlich bei der Einschätzung der eigenen Branche. Unternehmen bewerten die Investitionschancen für ihre Branche durchweg optimistischer als die Wirtschaft insgesamt. 53 Prozent der investierten Unternehmen sehen für die eigene Branche überwiegend Chancen in Afrika, nur 35 Prozent überwiegend Risiken.
Hauptrisiken: Korruption, politische Instabilität und Rechtsunsicherheit
Bei der Einschätzung der Hauptrisiken in Afrika gibt es einen breiten Konsens in Wirtschaft und Politik. Dies sind aus Sicht der Mehrheit vor allem Korruption (52 Prozent) und politische Instabilität (50 Prozent), wobei die Wirtschaft der Korruption noch größere Bedeutung beimisst als der mangelnden Stabilität. Die befragten Politiker messen dagegen der politischen Instabilität (54 Prozent) tendenziell noch größere Bedeutung bei als dem Phänomen Korruption (45 Prozent).
Prof. Dr. Renate Köcher, Geschäftsführerin des Instituts für Demoskopie Allensbach, ergänzt: "Politik und Wirtschaft sind sich einig bei den Hauptrisiken in Afrika. In den Tiefeninterviews zogen Unternehmen für ihr Geschäftsfeld jedoch die Bilanz, dass sie heute mit weniger Korruption konfrontiert sind als früher. Mangelnde Infrastruktur (8 Prozent) und Fachkräftemangel (7 Prozent) werden als geringe Risiken eingestuft.
Länder mit dynamischer Entwicklung haben größte Entwicklungschancen
Afrikas Entwicklungschancen lassen sich nach Ansicht der befragten Unternehmen nicht pauschal bewerten. In der quantitativen Befragung setzte die große Mehrheit, 77 Prozent der befragten Politiker und 58 Prozent der befragten Wirtschaftsvertreter mit Aktivitäten in Afrika, auf Länder, die in den letzten Jahren einen dynamischen wirtschaftlichen Aufschwung verzeichnet haben. Dazu zählen Länder wie Ghana, Senegal oder Äthiopien. Erwähnt wurden weitere Länder, die im Zuge des Compact with Africa-Programmes identifiziert wurden, sowie die Maghreb-Staaten. Die größten Entwicklungschancen verorten 46 Prozent der in Afrika investierten Wirtschaftsvertreter in etablierten starken Volkswirtschaften wie Nigeria aber auch Südafrika.
Bedeutung von Afrika als Absatzmarkt in der Zukunft wächst
Die große Mehrheit (65 Prozent) der in Afrika engagierten Unternehmen geht davon aus, dass der Kontinent als Absatzmarkt weiter an Bedeutung gewinnen wird. Derzeit ist Afrika für 14 Prozent der Unternehmen als Absatzmarkt bereits sehr wichtig oder wichtig. Kurzfristig ist eine Ausweitung des Afrika-Engagements in erster Linie von jenen Unternehmen zu erwarten, die in Afrika bereits aktiv sind.
Unternehmen begrüßen politische Unterstützung für Investitionen in Afrika
90 Prozent der Führungskräfte aus Wirtschaft und Politik befürworten das staatliche Engagement zur Unterstützung und Förderung von privaten Investitionen in Afrika. Die in Afrika engagierten Unternehmen sind überzeugt, dass staatliche Instrumente Investitionen in Afrika erleichtern können. Das bisherige politische Engagement und insbesondere die materielle Absicherung von Risiken wird als hilfreich empfunden. 87 Prozent der Wirtschaft bewerten die Aktivitäten der Politik grundsätzlich positiv. Gleichzeitig wünschen sie sich eine höhere Wirkung der Maßnahmen. Zwei Drittel (73 Prozent) resümiert, dass sie insgesamt erst schwache Impulse zeigen.
Verfügbarkeit von Informationen und differenziertes Narrativ über Afrika bleiben wichtig
Eine gute Informationsbasis wird von den Teilnehmern der qualitativen Befragung als sehr wichtig erachtet. Die bestehenden Unterstützungsangebote zu Investitionen in Afrika werden überwiegend positiv bewertet. Gleichzeitig wiesen mehrere Gesprächspartner darauf hin, dass auch die eigene Beobachtung und Information vor Ort eine unverzichtbare Informationsquelle ist, wie auch der Austausch mit anderen Unternehmen, die im jeweiligen Land engagiert sind. Besondere Bedeutung bei der Aufklärung und Bereitstellung von Informationen wird auch dem Afrika-Verein der deutschen Wirtschaft zugeschrieben. In den Tiefeninterviews bemängelten die Befragten, dass kritische Entwicklungen in einzelnen Ländern unzulässig verallgemeinert würden, so dass Afrika insgesamt als Gefahrenzone wahrgenommen wird. Sie machen deutlich, dass es wichtig bleibt, die Heterogenität Afrikas zu verstehen und ein differenzierteres Bild des Kontinents zu fördern.
Die gesamte Studie, die Zusammenfassung sowie korrespondierende Grafiken stehen hier zum Download bereit: http://bit.ly/Wirtschaft-Afrika
Über die Global Perspectives Initiative (GPI)
Die Global Perspectives Initiative ist eine gemeinnützige Organisation, die 2016 in Berlin gegründet wurde. Die Initiative hat sich zum Ziel gesetzt, den Diskurs über eine nachhaltige, ausgewogene und gerechte globale Entwicklung zu fördern und damit auch den Beitrag Deutschlands zur Erfüllung der 2015 von den Vereinten Nationen verabschiedeten Ziele nachhaltiger Entwicklung zu unterstützen. Dafür führt sie in unterschiedlichen Diskussionsformaten regelmäßig Meinungsführer aus Politik, Wirtschaft, Medien und Zivilgesellschaft zusammen, um zentrale Themen der globalen Entwicklung zu erörtern und zum Handeln zu motivieren.
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Nadine Bütow
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