Happy Birthday ILO - Drei Visionen für die nächsten 100 Jahre
[Bonn/Berlin 11.06.2019] Angela Merkel spricht heute anlässlich des 100. Geburtstags der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) vor der Konferenz der ILO-Mitgliedsstaaten in Genf. Was die deutsche Bundeskanzlerin der ILO für die nächsten 100 Jahre wünschen wird, ist noch nicht bekannt. SÜDWIND aber hat gemeinsam mit der Deutschen Kommission Justitia et Pax drei Wünsche für die Zukunft der ILO formuliert:
1. Die ILO muss von den Mitgliedsstaaten gestärkt werden.
In der ILO arbeiten Staaten, Arbeitnehmer-, und Arbeitgeberverbände zusammen. Diese Dreigliedrigkeit gibt ihr einen Legitimationsvorsprung vor anderen UN-Organisationen. Dies sowie ihre normative Funktion als Arbeitsstandards-setzende Organisation sollte zur Stärkung der ILO in der UN führen. Dazu benötigt die ILO nicht nur ein robustes Überwachungs- und Bewertungssystem, sondern auch bessere Kontrollmöglichkeiten gegenüber Staaten bei der Ratifizierung und Umsetzung von internationalem Arbeitsrecht. "Die ILO braucht Sanktionsmechanismen und sollte außerdem eine Führungsrolle bei der Umsetzung des Globalen Migrationspaktes einnehmen", so Dr. Sabine Ferenschild, Mitarbeiterin des SÜDWIND-Instituts.
2. Die ILO muss den sozialen Dialog ausweiten
Die ILO führt den sozialen Dialog um internationale Arbeitsrechte zwar dreigliedrig, doch bleiben soziale Bewegungen und zivilgesellschaftliche Organisationen, die sich für die Arbeitsrechte von MigrantInnen oder informell Arbeitenden einsetzen, weitgehend außen vor. "Die Ausweitung des sozialen Dialogs auf soziale Bewegungen und die informelle Wirtschaft hin ist geboten.", merkt Dr. Hildegard Hagemann aus dem SÜDWIND-Vorstand an. "Nur durch die Einbeziehung von MigrantInnenorganisationen oder von Organisationen der informellen Wirtschaft, insbesondere in die ArbeitnehmerInnendelegationen bei der ILO, kann den Herausforderungen für die Arbeitswelt der Zukunft wirksam begegnet werden."
3. Die ILO muss neue Themen aufgreifen und vorantreiben
Die Arbeitswelt von heute ist geprägt von informell Beschäftigten, hoher Jugendarbeitslosigkeit, Diskriminierung von Frauen, einem hohen Anteil an Wanderarbeit zu schlechten Bedingungen und nicht zuletzt von extrem niedrigen Löhnen auch in globalen Wertschöpfungsketten. Um die Zukunft der Arbeit menschenwürdig zu gestalten, muss sich die ILO auf die Unterstützung dieser benachteiligten Gruppen konzentrieren, Standards für informelle Arbeitssektoren setzen, die Durchsetzung von Vereinigungsfreiheit stärker fördern, und ein Übereinkommen zur tarifpolitischen und arbeitsrechtlichen Gestaltung von globalen Lieferketten auf den Weg bringen.
Die drei Wünsche basieren auf einer Befragung internationaler ArbeitsexpertInnen, deren "Wünsche für die Zukunft" SÜDWIND in der gleichnamigen Broschüre veröffentlicht hat.
Eine englischsprachige Fassung ist von Justitia et Pax herausgegeben worden.
Ansprechpartnerin:
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