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Deutsches Zentrum für Altersfragen

Der Übergang in den Ruhestand verstärkt die Belastung durch Wohnkosten, Miethaushalte sind besonders davon betroffen

Berlin (ots)

Geht der/die Haupteinkommensbezieher*in des Haushalts in den Ruhestand, steigt der Anteil des Einkommens, der für die Wohnkosten aufgebracht werden muss, für Haushalte durchschnittlich um 1,6 Prozentpunkte. Dabei gibt es deutliche Unterschiede zwischen Miet- und Eigentumshaushalten. Die durchschnittliche Wohnkostenbelastung ist schon vor dem Ruhestand bei Miethaushalten viel höher als bei Eigentumshaushalten. Aber der Effekt des Ruhestands auf die Wohnkostenbelastung vergrößert diese Ungleichheit. Und während bei beiden Gruppen das Haushaltseinkommen sinkt, haben Eigentümerhaushalte die besseren Karten, um ihre Wohnkosten zu senken, während sie für Miethaushalte tendenziell weiter steigen.

Die Belastung durch Wohnkosten steht seit geraumer Zeit im Blickpunkt der Öffentlichkeit - weniger beleuchtet ist, wie kritische Lebensereignisse wie der Eintritt in den Ruhestand sich auf den finanziellen Druck auswirken, den die Wohnkosten auf die Haushalte ausüben. Dies hat nun ein Team des Deutschen Zentrums für Altersfragen längsschnittlich mit Daten des Sozio-oekonomischen Panels untersucht und dabei ein besonderes Augenmerk auf die Unterschiede zwischen Eigentümer- und Miethaushalten gelegt.

Für ältere Menschen - insbesondere Rentner und Rentnerinnen - ist der Anteil des Haushaltseinkommens, der für Wohnkosten aufgebracht werden muss, von besonderer Bedeutung. Zum einen sind die Möglichkeiten, ihr Einkommen aufzubessern, eingeschränkt. Andererseits steigt die Aussicht, im Alter und im hohen Alter mit medizinischen oder Pflegekosten konfrontiert zu werden. Deutschland ist eines der Länder der Europäischen Union, deren Bevölkerung den höchsten Anteil ihres verfügbaren Einkommens für das Wohnen ausgibt, 20,4 Prozent der über 65-Jährigen gaben 2019 mehr als 40 Prozent ihres verfügbaren Einkommens für Wohnen aus.

Vor diesem Hintergrund wurde der Effekt des Übergangs in den Ruhestand der Person, die das Haupteinkommen des Haushalts erzielt, auf die Wohnkostenbelastung (Anteil der Wohnkosten am Haushaltsnettoeinkommen) des Haushalts untersucht. In Deutschland, das eine eher traditionelle Arbeitsteilung aufweist, erzielt in den meisten Fällen eine Person einen größeren Anteil am Haushaltseinkommen als ein ebenfalls erwerbstätiger Ehe- oder Lebenspartner. Die Studie bezog Haushalte ein, deren Haupteinkommensbezieher*in zwischen 55 und 75 Jahre alt war und zwischen 1993 und 2019 in den Ruhestand gegangen ist.

Die Daten zeigen, dass der Übergang in den Ruhestand der Haupteinkommensbeziehenden mit einer Erhöhung der Wohnkostenbelastung des Haushalts verbunden ist, sie liegt im Durchschnitt 1,6 Prozentpunkte höher als vor dem Ruhestandsübergang (Wohnkostenbelastung aller Ruhestandsjahre im Vergleich mit allen Vorruhestandsjahren ab einem Alter von 55 Jahren).Jedoch gibt es dabei deutliche Unterschiede zwischen Miet- und Eigentumshaushalten. Die durchschnittliche Wohnkostenbelastung ist schon vor dem Ruhestand bei Miethaushalten viel höher als bei Eigentumshaushalten. Während die Wohnkostenbelastung für Eigentumshaushalte von 13,8 auf 15,7 Prozent ansteigt, ist der Unterschied bei Miethaushalten größer und steigt von 25,9 Prozent auf 28,7 Prozent, d.h. die Ungleichheit zwischen Miet- und Eigentumshaushalten ist nach dem Ruhestandsübergang noch größer.

Der Ruhestand hat eine unmittelbare und anhaltende Auswirkung auf die Wohnkostenbelastung

Der detaillierte Vergleich der Wohnkostenbelastung in den Jahren rund um den Ruhestandsübergang mit einem Referenzzeitraum zeigt:

Die Wohnkostenbelastung stieg bereits im ersten Jahr vor dem Eintritt in den Ruhestand. Dieser Vorzieheffekt könnte darauf zurückzuführen sein, dass einige Menschen in den letzten Jahren vor dem Ruhestand ihre Arbeitszeit reduzieren oder arbeitslos werden. Im Ruhestandsübergangsjahr lag die Belastung der Wohnkosten bereits 1,7 Prozentpunkte höher als im Referenzzeitraum. Im ersten vollen Ruhestandsjahr stieg die Wohnkostenbelastung um 2,7 Prozentpunkte an, und im zweiten Jahr nach dem Eintritt in den Ruhestand auf 3 Prozentpunkte. Von diesem Jahr an lies der Effekt nach und stabilisierte sich bei etwa 2 Prozentpunkten. Dies deutet darauf hin, dass selbst 3 Jahre nach dem Ausscheiden der Haupteinkommensbeziehenden aus dem Erwerbsleben die Wohnkostenbelastung der betroffenen Haushalte rund 2,6 Prozentpunkte höher ist als vor der Pensionierung.

Die steigende Wohnkostenbelastung beruht auf einem starken Rückgang des Haushaltseinkommens und wird nicht durch eine Anpassung der Wohnkosten in den folgenden Jahren kompensiert

Die Analyse der beiden Dimensionen, die der Wohnkostenbelastung zugrunde liegen - Haushaltseinkommen und Wohnkosten - ergibt: Bereits in den ersten untersuchten Jahren vor dem Renteneintritt der Haupteinkommensbeziehenden sind die Haushaltseinkommen zwischen 107 und 464 EUR pro Monat niedriger als im Referenzzeitraum. In den ersten fünf Jahren nach der Pensionierung liegt das Haushaltseinkommen zwischen 736 und 949 EUR darunter. Hingegen lässt sich in keinem der Jahre nach dem Ruhestand ein signifikanter Effekt des Ruhestands auf die Wohnkosten der Haushalte nachweisen.

Unterschiede in der Wohnkostenentwicklung zwischen Miet- und Eigentumshaushalten

Betrachtet die Entwicklung der Wohnkostenbelastung nach Besitzverhältnissen unmittelbar vor und nach dem Ruhestand, können Hausbesitzerhaushalte ihre Belastung tendenziell senken, während sie bei den Miethaushalten steigt.

Der Rückgang der Haushaltsnettoeinkommen war im fünften Jahr nach der Pensionierung im Vergleich zum Referenzzeitraum bei Miethaushalten größer als bei Eigentümerhaushalten. Hinzu kommt: die Entwicklung der Wohnkosten unmittelbar vor und nach dem Ruhestand zeigt, dass Hausbesitzerhaushalte ihre Kosten tendenziell senken konnten, während die Wohnkosten der Mieterhaushalte stiegen. Der Ruhestand wirkte sich also stärker auf die Wohnkostenbelastung von Mietern im Vergleich zu Eigenheimbesitzern nicht einfach aus einer größeren Verringerung ihres Haushaltseinkommens aus, sondern auch aus einem Unterschied in der Entwicklung der Wohnkosten zwischen den beiden Gruppen.

Personen mit Wohneigentum sind in einer besseren Position als zur Miete Wohnende, um ihre Wohnkosten nach dem Übergang in den Ruhestand spürbar zu senken, z.B. durch eine Verringerung von Hypothekenzinszahlungen. Die Daten zeigen, dass rund 37,6 Prozent der Hausbesitzer im zweiten Jahr vor der Pensionierung Hypothekenzinsausgaben hatten, und dies nur bei 20 Prozent im fünften Jahr nach der Pensionierung der Fall war.

Im Gegensatz zu Eigentümern sind Mieter abhängiger von Entscheidungen des Vermieters zum Beispiel über Modernisierung und Miete, ihre Mieten und Nebenkosten sind relativ schwer zu senken. Dies gilt insbesondere auf angespannten lokalen Wohnungsmärkten, auf denen die Nachfrage das Angebot übersteigt.

Sozialpolitische Implikationen

Zunächst einmal zeigen die Ergebnisse, dass bezahlbarer Wohnraum für ältere Mietwohnende ganz oben auf der politischen Agenda stehen muss, wenn man verhindern will, dass ältere Menschen durch hohe Wohnkosten finanziell überlastet werden. Dies ist besonders wichtig angesichts der Tatsache, dass die Zahl der Neu-Rentner*innen in Deutschland drastisch ansteigen wird, da die geburtenstarken Jahrgänge aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Neue bezahlbare Wohnungen, die an die Bedürfnisse älterer Menschen angepasst sind, werden benötigt. Der Bestand an Sozialwohnungen in Deutschland hat sich in den letzten Jahren verringert und das weist darauf hin, dass mehr Investitionen hierfür erforderlich sind, um mittel- und langfristig zur Entspannung des Wohnungsmarktes beizutragen.

Eine kurzfristig wirksame politische Maßnahme wäre eine Ausweitung des Empfängerkreises von öffentlichen Transferleistungen wie dem Wohngeld.

Schließlich: angesichts der Schwierigkeiten, im Alter umzuziehen und sich zu verkleinern, um die Wohnkosten zu senken, besteht auch ein Bedarf an Programmen, die einen Umzug unter Beibehaltung des bestehenden Mietverhältnisses ermöglichen, sowie nach Subventionen und Fördermaßnahmen für Umzüge innerhalb der Nachbarschaft oder in der Nähe des sozialen Netzes.

Die Untersuchung ist kostenfrei nachzulesen:

Lozano Alcántara, A., Romeu Gordo, L., Engstler, H. & Vogel, C. (2023). The retirement impact on housing cost burden: are homeowners better off than tenants after retirement? Ageing & Society. DOI: https://doi.org/10.1017/S0144686X23000119

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Pressekontakt:

Stefanie Hartmann
Deutsches Zentrum für Altersfragen
Pressestelle
https://www.dza.de/presse.html
stefanie.hartmann@dza.de
Tel.: 030 / 260 740 25

Original-Content von: Deutsches Zentrum für Altersfragen, übermittelt durch news aktuell

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