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Globale Gesundheit nur noch ein Anhängsel von Wirtschaftsinteressen?
WHA in Genf muss sich mit grundlegendem Richtungswechsel in der Gesundheitsforschung beschäftigen
Bundesregierung sagt "Nein"

Frankfurt/Main (ots)

Auf der heute beginnenden
Weltgesundheitsversammlung der WHO in Genf ist eine heftige Debatte
über die Zukunft von essentieller Forschung und Entwicklung im
Gesundheitsbereich zu erwarten. Ausgangspunkt ist eine Resolution von
Kenia und Brasilien, die einen grundlegende Richtungswechsel in der
Gesundheitsforschung vorschlägt. Sie fordern ein globales
Rahmenprogramm, das die Prioritäten bei Forschung und Entwicklung
zugunsten öffentlicher Gesundheitsinteressen setzt und dabei
insbesondere die Bedürfnisse der Menschen in den armen Ländern
berücksichtigt.
"Es gibt gegenwärtig kein System, dass die Forschung und
Entwicklung von lebensnotwendigen Medikamenten insbesondere für
nichtzahlungskräftige Patienten sicher stellt", so Thomas Gebauer,
Geschäftsführer der Frankfurter Hilfsorganisation medico
international. Bislang setze man auf Patente, die die finanziellen
Anreize für Innovationen sicherstellen sollen. Tatsächlich aber
werden die Gesundheitsinteressen von Millionen Menschen in dieser auf
Privatisierung setzenden Forschungs- und Entwicklungspolitik
unberücksichtigt gelassen. Der Zugang zu lebensnotwendigen
Medikamenten werde durch die im Rahmen der WTO vereinbarten
Trips-Regelungen sogar noch erschwert. "Gesundheit ist zu einem
Anhängsel der Wirtschafts- und Handelspolitik geworden", so Thomas
Gebauer. Nicht die WHO, sondern die WTO bestimme die globale
Gesundheit.
Umso bedauerlicher sei es, dass eine Kenia-Brasilien-Initiative,
die der Politik mehr Gestaltungsspielraum zugunsten von Millionen
armer Menschen sicher soll, von der Bundesregierung abgelehnt werde.
Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt hat die Ablehnung in einem
Brief an medico international mit dem Hinweis begründet, dass es
angesichts unterschiedlicher Systeme in den einzelnen Ländern keine
globalen Regelungen geben könne. "Das sagt die Vertreterin einer
Regierung", so Thomas Gebauer, "die ansonsten keinen Zweifel daran
lässt, wie sehr ihr an den globalen WTO-Regeln und TRIPS-Abkommen zum
Schutz von Pharmapatenten gelegen ist."
medico international fordert die Bundesregierung ihre Haltung zu
überdenken und die Kenia-Brasilien-Initiative zu unterstützen. Die
bundesdeutschen Vertreter auf der Weltgesundheitsversammlung sollten
sich außerdem dafür einsetzen, dass das brisante Thema in einer
breiten Debatte auf der WHA öffentlich gemacht wird und nicht
Ränkeschmieden in der Lobby zum Opfer falle.
Den Wortlaut der Initiative, sowie ein ausführliches
   Hintergrundpapier finden Sie unter: www.medico.de
Thomas Gebauer steht als Gesprächspartner vor Ort in Genf zur
Verfügung. 
Für Informationen und Gesprächswünsche wenden Sie sich bitte an:
Katja Maurer, 069 9443829, 01711221261

Original-Content von: medico international e.V., übermittelt durch news aktuell

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